Wenn man sich die Weihnachtsgeschichte so anhört, mag sie beinahe wie ein Märchen klingen. Etwas, wofür der gebildete und erwachsene Mensch längst zu vernünftig geworden ist und das nur noch leise belächelt werden kann. Schließlich scheint das auch viel einfacher zu sein, als sich auf eine Jungfrauengeburt und den Gott, der in einer Futterkrippe liegt, einzulassen.
Gottes Weisheit
Aber eines der vielen Dinge, die mich an Gott immer wieder faszinieren, ist seine Weisheit. Wie viel besser weiß er es doch als wir selbst. Hätte es einen besseren Weg gegeben, um zu erreichen, was er vollbringen wollte? Hätte es einen anderen Weg gegeben, der funktioniert und ihn an sein Ziel gebracht hätte? Mir scheint kein anderer Grund in den Sinn zu kommen. Denn wie sonst hätte Gott uns retten können, ohne sich selbst untreu zu werden? Schließlich machen wir es ihm nicht gerade leicht. Ständig laufen wir wieder von ihm weg, suchen unsere eigenen Wege, weigern uns das zu tun, was wir eigentlich tun sollten. Selbst als Christen rebellieren wir oft leise weiter in unseren Herzen. Zwar haben wir uns für den richtigen Weg entschieden, aber nicht nur die Welt, sondern auch unser eigenes Fleisch versucht uns immer wieder davon abzuhalten. Aber ganz anders ist Gott. Denn über ihn heißt es:
Alle gute Gabe und alle vollkommene Gabe kommt von oben herab, von dem Vater des Lichts, bei dem keine Veränderung ist noch Wechsel von Licht und Finsternis.
(Jakobus 1,17)
Gut und richtig
Gottes Wesen ändert sich nicht und er ist, ja er muss sich sogar selbst treu bleiben. Als Jesus in Lukas18 mit guter Meister angesprochen wird, antwortet er: „Was nennst du mich gut? Niemand ist gut als Gott allein.“ Er möchte damit nicht sagen, dass er selbst nicht gut ist (ist er doch selbst Gott), sondern fordert damit unsere selbstgebastelte Definition von Gut heraus. Gott ist gut. Er ist der Maßstab und der Kompass, der uns vorgibt, was gut und richtig ist, und das ist nicht nur fast Perfektion, es ist Perfektion. Denn Gott ist heilig, ohne Sünde, ohne Schatten, ohne Unrecht. An ihm ist nichts Schlechtes. Entfernen wir uns von Gottes Weg und damit vom guten Weg, landen wir unweigerlich bei dem was schlecht und falsch ist.
Weil Gott nun gut ist, ist er auch gerecht. Er lässt das Böse nicht ungestraft und kann nicht wie ein korrupter Richter schnell ein Auge zudrücken, um einige Verbrecher durchzuwinken. Gottes Gerechtigkeit ist gleichzeitig ein Versprechen und eine Warnung. Denn wir dürfen wissen, dass alles Unrecht hier auf Erden eines Tags seinen gerechten Lohn erhält und nichts ungestraft bleibt. All die Menschen, die über Leichen gehen und ohne mit der Wimper zu zucken, Leid verursachen, werden vor diesem gerechten Richter stehen und Rechenschaft für ihr Leben abgeben müssen. Und dann wird es keine Ausreden mehr geben. Das ist fair und das ist gerecht.
Aber genauso fair ist es auch, dass Gott kein Auge bei unserer Schuld zudrücken kann. Doch was tun, wenn wir alle gesündigt haben? Im Brief an die Römer schreibt der Apostel Paulus:
Wie geschrieben steht: »Da ist keiner, der gerecht ist, auch nicht einer. Da ist keiner, der verständig ist; da ist keiner, der nach Gott fragt. Alle sind sie abgewichen und allesamt verdorben. Da ist keiner, der Gutes tut, auch nicht einer.
(Römer 3,10-12)
Auch wir haben gesündigt. Im Kleinen und im Großen. Wenn wir Tätigkeiten nachgehen oder Worte benutzen, die nicht Gottes Ehre suchen, sondern unsere eigenen und wenn wir uns selbst auf den Thron setzen und unser eigenes kleines Reich bauen wollen, statt nach dem himmlischen Reich zu trachten. Wie das genau aussieht, mag bei jedem von uns verschieden sein, aber die Antwort ist in jedem Fall dieselbe. Umkehr zu Gott, wo unser liebender Vater mit offenen Armen auf uns wartet.
Weihnachtsfreude
Und hier kommt Weihnachten ins Spiel. Denn was schon im 1. Buch Mose verheißen wurde, nämlich dass ein Nachkomme von Eva kommen wird, der den Sieg davon tragen wird, findet bei der Geburt Jesu die erste Etappe der Erfüllung. Freut euch! Denn Gott selbst hat eine Lösung für uns bereitet. Er selbst nahm den Preis für unsere Rebellion auf sich.
Darum endet Paulus auch nicht mit den ernüchternden Worten, dass wir alles Sünder sind, sondern sein Brief geht noch viel weiter und nur ein paar Sätze weiter erinnert er daran:
Sie sind allesamt Sünder und ermangeln des Ruhmes, den sie vor Gott haben sollen, und werden ohne Verdienst gerecht aus seiner Gnade durch die Erlösung, die durch Christus Jesus geschehen ist.
(Römer 3,23-24)
Dazu gibt Weihnachten den Auftakt. Die Geburt des Retters, der die Erlösung für uns am Kreuz schaffte, wo er sein Leben gab, damit wir das Leben in ihm fänden. Wegen Christus dürfen wir voller Vertrauen zu Gott kommen. Wegen Christus wartet der Vater mit offenen Armen auf uns. Wegen Christus ist uns all unsere Schuld vergeben. Darum dürfen wir uns freuen, denn wir haben guten Grund dazu.
Und der Engel sprach zu ihnen: Fürchtet euch nicht! Siehe, ich verkündige euch große Freude, die allem Volk widerfahren wird; denn euch ist heute der Heiland geboren, welcher ist Christus, der Herr, in der Stadt Davids.
(Lukas 2,10-11)
Perfektion, die uns zum Staunen führt
An Weihnachten geht es nicht um unser Verständnis von gut und perfekt, um die perfekten Geschenke für uns oder andere, das perfekte Essen oder die perfekten harmonischen Gespräche. Es geht um Gottes Perfektion. Um seinen perfekten Standard, den wir nicht erfüllen konnten, und um Jesus Christus, der perfekt und ohne Sünde ist. Es geht um Gottes perfekte Liebe, die uns zu sich ruft und schon vor Ewigkeiten unsere Errettung geplant hat. Es geht um Gott, der in all dem verherrlicht wird und dessen wunderbares Wesen für die Welt und für dich erkennbar wird.
Wie gut es tut, von uns selbst wegzuschauen und zu Gott hin, erkennen wir meistens erst, wenn wir es tatsächlich auch tun. Doch es liegt eine unglaublich große Entlastung darin. Nicht mehr länger muss ich es allen recht machen, mich von meinen Gefühlen steuern lassen und meinem Glück nachjagen, das sich, sobald ich aufzuholen drohe, hinter der nächsten Ecke und dem nächsten Verlangen versteckt. Stattdessen darf ich bei Gott zur Ruhe kommen und mein Leben mit ihm teilen. Danach fragen, was ihm wichtig ist und mich stärken, führen und ermutigen lassen von seiner Liebe zu mir. Weil er mich liebt, darf ich vorwärtsgehen. Weil er mich trägt, kann ich den Herausforderungen im Leben entgegentreten und weil er mich zum Ziel führt, kann ich demütig und vertrauensvoll die Kontrolle (die ich nie hatte) loslassen. Unser Gott ist gut und alles, was er verheißen hat, wird er erfüllen.
Lasst uns festhalten an dem Bekenntnis der Hoffnung und nicht wanken; denn er ist treu, der sie verheißen hat.
(Hebräer 10,23)
In diesem Sinne wünsche ich dir eine gesegnete, stressfreie und ermutigende Weihnachtszeit, mit dem Blick auf Gott und ein Staunen über seine Liebe und Gnade und all den Segen, den du von ihm empfangen hast.
Bibelübersetzung: Luther Übersetzung, revidiert 2017, © 2016 Deutsche Bibelgesellschaft, Stuttgart.