Wir setzen unsere gemeinsame Reise durch den Psalm 139 fort. Wenn Du magst, lies ihn noch einmal ganz durch, um inhaltlich wieder anzukommen.
Vers 14: Ich danke dir dafür, dass ich erstaunlich und wunderbar gemacht bin; wunderbar sind deine Werke, und meine Seele erkennt das wohl!
Gott ist perfekt und was er schafft, ist vollkommen! Darf ich dann noch Anspruch erheben „hässlich“ zu sein? Du bist schön! „Hat nicht der, der mich im Mutterleib bereitete, auch ihn gemacht? Hat nicht ein und derselbe uns im Mutterleib gebildet?“ (Hiob 31,15) Wir sind alle gleichwertig vor Gott! Danke ihm dafür, überaus wunderbar bereitet zu sein. Gottes Werke sind immer wunderbar. Du, liebe Leserin, bist eines davon! Tragisch, dass die Medien uns mit ihren Schönheitsidealen vorgaukeln, nie gut genug zu sein. Dieser Vers lädt Dich ein, Dich selbst vor Gott ganz neu annehmen zu dürfen. Manchmal müssen wir uns da durch beten, bis es unsere Seele anerkennt. Wenn Du die Menschenmeinung über Dich fürchtest, gerätst Du in Abhängigkeit. Natürlich hat Gott uns eine Verantwortung für unseren Körper und die Gesundheit gegeben, das besprachen wir im Hauskreis auch. Ich muss nicht alles einfach akzeptieren, sondern darf z.B. schlechte Charaktereigenschaften wie Zügellosigkeit aktiv angehen, in der Kraft Gottes Veränderungen erfahren und Schritte machen! Findest Du Dich schön? Vielleicht findest Du jemanden schön und merkt erst hinterher den unsympathischen Charakter. Andere überzeugen Dich durch ihre inneren Werte und überstrahlen ihr (unscheinbares) Äußeres! In jedem Fall kommt wahre Schönheit von Innen. Die Bibel enthält eine Menge Daueraufträge für uns Christen. Einer davon ist die Dankbarkeit! Hermann Menge übersetzte 1. Thessalonicher 5,18 treffend:
sagt in jeder Lage Dank, denn so will es Gott von euch in Christus Jesus.
In jeder Lage dankbar zu sein kann praktisch bedeuten, sich nicht über jedes neu entdeckte graue Haar zu ärgern und einen Pickel nicht das Ende eines strahlenden Lächelns werden zu lassen. Dankbarkeit ist sehr wichtig! Dankbare Menschen sind schön. Dankbarkeit steckt an – durch die Freude am Herrn erhältst Du die Stärke dafür.
Vers 15-16: Mein Gebein war nicht verhüllt vor dir, als ich im Verborgenen gemacht wurde, kunstvoll gewirkt tief unten auf Erden. Deine Augen sahen mich schon als ungeformten Keim, und in dein Buch waren geschrieben alle Tage, die noch werden sollten, als noch keiner von ihnen war.
Ich wiederhole mich gern, denn der Psalmist tut es auch. Nichts ist Gott verhüllt, Er sieht alles in Echtzeit. Gott sieht jeden bereits Verstorbenen, jeden Fetus, jede Abtreibung: Gott weiß, was aus Kindern geworden wäre, die nie eine Chance auf Leben hatten! Das haut mich um. Dieser Psalm stimmt mich zur Anbetung und zum Lobpreis des ewigen Gottes an. Gottes durchdringende Augen sahen Dich bereits als ungeformten Keim, als Du gesellschaftlich oder politisch vielleicht nur als „Zellhaufen“ tituliert wurdest. Dir galt sein ganzes Interesse. Dieser Psalm macht so deutlich, dass es kein unwertes Leben gibt. Gott steht für das Leben. Er macht sich die Mühe, jeden einzelnen Menschen kunstvoll zu formen, ehe dieser Mensch das Licht der Welt erblickt. Gott beeindruckt mich.
An dieser Stelle möchte ich festhalten: Wenn Gott die kleinsten Prozesse in meinem Körper überblickt, dann sollte ich mich doch erst recht mit all meinen „Wehwehchen“ an ihn wenden! Die beste Vorsorge, die Du jemals treffen kannst: Dem alles anzuvertrauen, der den Überblick hat!
Gott kennt jeden Tag, jeden folgenden Tagebucheintrag, ehe ich ein neues Tagebuch anfange. Alles ist ihm bekannt. Das ist mehr als gigantisch! Dieser Vers gehört zu meinen vermutlich am häufigsten zitierten Versen:
Jesus Christus ist gestern und heute derselbe und (ist’s auch = bleibt’s auch) in Ewigkeit! (Hebräer 13,8, Menge)
Bevor der erste Lebenstag eines Neugeborenen beginnt, kennt Gott den allerletzten Tag auf dieser Erde. Das muss man sich mal vorstellen.
Gott ist so groß! Nun kommt der Vers, den ich für mich als Höhepunkt in diesem Psalm deklariert habe:
Vers 17-18a: Und wie kostbar sind mir deine Gedanken, o Gott! Wie ist ihre Summe so gewaltig! Wollte ich sie zählen — sie sind zahlreicher als der Sand.
Ja, kann da jemand widersprechen? Ausgeschlossen. Wir wollen es auch gar nicht wagen. Man wird so durch diesen Psalm geführt, dass man an dieser Aussage angekommen, nur noch „Ja und Amen“ rufen möchte. Aber wie ist es, wenn ich diesen Vers einzeln betrachte? Vielleicht in einer schweren Glaubensprüfung, bei einer nichtbestandenen Prüfung? Ich bitte Gott, dass wir auch dann wie in Psalm 18,31 sagen können „Sein Weg ist vollkommen!“
Gott offenbart uns etwas über seine Gedanken in Jesaja 55,8-9: „Denn meine Gedanken sind nicht eure Gedanken, und eure Wege sind nicht meine Wege, spricht der HERR; sondern so hoch der Himmel über der Erde ist, so viel höher sind meine Wege als eure Wege und meine Gedanken als eure Gedanken“ Ergänzen möchte ich den Vers aus Jeremia 29,11: „Denn ich weiß, was für Gedanken ich über euch habe, spricht der HERR, Gedanken des Friedens und nicht des Unheils, um euch eine Zukunft und eine Hoffnung zu geben.“ In der zweiten Vershälfte sagt David: Wie ist ihre Summe so gewaltig. Da muss ich an eine Rechnung denken: Die Summe (das Endergebnis der Aufzählung, die Sammlung aller Taten) = gewaltig. „HERR, mein Gott, [wie] zahlreich sind die Wunder, die du getan hast, und deine Pläne, die du für uns gemacht hast; dir ist nichts gleich! Wollte ich sie verkündigen und davon reden — es sind zu viele, um sie aufzuzählen.“ (Psalm 40,6) Dieser Vers macht den Versuch, die so große Summe der vielen Gedanken Gottes zu zählen. Das Resultat: Es sind zu viele, um sie aufzuzählen.
“Count your blessings, name them one by one, and it will surprise you what the Lord has done!” Übersetzt könnte es so viel heißen wie: Zähle die Segnungen, reihe sie einzeln auf und Du wirst überrascht sein, was der Herr getan hat. David machte sich Gedanken über Gottes kostbare Gedanken! Das ist auch unser Auftrag: „Lobe den HERRN, meine Seele, und vergiss nicht, was er dir Gutes getan hat!“ (Psalm 103,2) Liebe Leserin, vergiss es nicht! Wie schnell geraten all die Kleinen und großen Wunder in Vergessenheit. Im Bibelkreis haben wir überlegt, wie uns das praktisch gelingen könnte, sie nicht zu vergessen. Hier ein paar Ideen: Führe Tagebuch, um rückblickend Gottes Taten aufzählen zu können, nutze Geburtstage, um innezuhalten und dankbar Bilanz zu ziehen. Wie auch immer Du das Aufzählen der Taten Gottes praktizierst: Schaffe Dir „Denkmäler“, um im Alltag bewusst zu danken.
Gott warnt das Volk Israel davor, zu vergessen, was er ihnen Gutes getan hat. Lies dazu einmal in 5. Mose 8,2.10-19 nach. „Groß sind die Werke des HERRN, erforscht von allen, die sie lieben. Voll Majestät und Hoheit ist sein Tun, und seine Gerechtigkeit besteht ewiglich. Er hat ein Gedenken seiner Wunder gestiftet; gnädig und barmherzig ist der HERR.“ (Psalm 111,2-4) Gott weiß um unsere Vergesslichkeit. Daher hat er ein Gedenken gestiftet. Das heilige Abendmahl – auch Gedächtnismahl genannt – soll uns jedes Mal neu daran erinnern, wie Christus für unsere Missetaten gelitten hat. Jeder christliche Feiertag, wie die Geburt oder auch die Auferstehung Jesu, hält uns eine eigene Lektion. Fang jetzt gleich an mit dem Zählen. Du wirst aus dem Staunen nicht mehr herauskommen. Stimme in den Lobpreis des Paulus ein:
O welche Tiefe des Reichtums sowohl der Weisheit als auch der Erkenntnis Gottes! Wie unergründlich sind seine Gerichte, und wie unausforschlich seine Wege! Denn wer hat den Sinn des Herrn erkannt, oder wer ist sein Ratgeber gewesen? Oder wer hat ihm etwas zuvor gegeben, dass es ihm wieder vergolten werde? Denn von ihm und durch ihn und für ihn sind alle Dinge; ihm sei die Ehre in Ewigkeit! Amen. (Römer 11,33-36)
Vers 18b: Wenn ich erwache, so bin ich immer noch bei dir!
Mag sein, dass David beim Nachsinnen und Aufzählen der Wundertaten Gottes eingeschlafen ist. Es gibt den Spruch: „Wenn du nicht schlafen kannst, dann zähl keine Schafe – sprich mit dem Hirten!“ Wie schön, wenn Gott der letzte Gedanke am Abend und der erste Gedanke am Morgen ist. „Wohl dem, der nicht wandelt nach dem Rat der Gottlosen, noch tritt auf den Weg der Sünder, noch sitzt, wo die Spötter sitzen, sondern seine Lust hat am Gesetz des HERRN und über sein Gesetz nachsinnt Tag und Nacht.“ (Psalm 1,1-2) Vielleicht hat David bei dieser Aussage auch an das ewige Leben und über den Tod hinausgedacht! Darüber haben wir uns schon Gedanken in Vers 8 gemacht.
Es folgt ein inhaltlicher Bruch. Eine andere Seite wird aufgezogen, wie ein Tonartwechsel in einem Lied. Wenn wir uns mit der Allmacht, der Allgegenwärtigkeit und Allwissenheit – ja mit dem einzig lebendigen Gott beschäftigen, wird uns unweigerlich Gottes Heiligkeit bewusst:
Vers 19: Ach, wollest du, o Gott, doch den Gottlosen töten! Und ihr Blutgierigen, weicht von mir!
Diese Aussage unterstreicht, mit welchem furchtgebietenden Gott wir es zu tun haben. Möglicherweise war der König David gerade auf der Flucht, als Gott ihn diesen Psalm dichten ließ, müde davon, vor seinen gottlosen Feinden zu fliehen. Vielleicht sah er die Versuchung und den Hang zur Sünde wie etwas, was ihm den Lebensodem rauben, ihn aussaugen wollte, an.
Vers 20-22: Denn sie reden arglistig gegen dich; deine Feinde erheben [ihre Hand] zur Lüge.
Sollte ich nicht hassen, die dich, HERR, hassen, und keine Abscheu empfinden vor deinen Widersachern? Ich hasse sie mit vollkommenem Hass, sie sind mir zu Feinden geworden. David fühlt Hass gegen die Gottlosigkeit, gegen Lüge … Er empfindet Abscheu vor Gottes Widersachern. Hier klagt er im Bewusstsein der Heiligkeit Gottes die Sünder an. Im Neuen Testament fordert uns der Herr Jesus auf, unsere Feinde zu lieben – ihnen sogar wohl zu tun, doch sollen wir die Sünde hassen. David fordert Gottes Ehre ein. Ein Angriff auf ihn als gesalbten König war nicht zuletzt auch ein Angriff auf den ewigen Gott! Ich kann von David lernen, um Gottes Ehre zu eifern, Sünde beim Namen zu nennen und Fünfe nicht gerade sein zu lassen!
Vers 23: Erforsche mich, o Gott, und erkenne mein Herz; prüfe mich und erkenne, wie ich es meine;
Nicht nur die Sünden anderer beschäftigen David – auch er läuft Gefahr zu sündigen und ist sich seiner eigenen Verdorbenheit bewusst: „Siehe, in Schuld bin ich geboren, und in Sünde hat mich meine Mutter empfangen.“ (Psalm 51,7) Das Bewusstsein unserer eigenen Bosheit und damit verbundenen Abhängigkeit von Gottes Erbarmen bewahrt uns in einer demütigen Haltung, wenn wir Glaubensgeschwister auf Sünde aufmerksam machen sollten. Nachdem David Gott die Schuld anderer geklagt hat, fürchtet er sich, dass noch verborgene Schuld zwischen ihm und Gott stehen könnte. Er bittet Gott um ein „Screen-Verfahren“ seines Herzens und seiner Motive.
Verfehlungen – wer erkennt sie? Sprich mich los von denen, die verborgen sind! (Psalm 19,13)
Vers 24: und sieh, ob ich auf bösem Weg bin, und leite mich auf dem ewigen Weg!
Jesus Christus ist der Weg. Wenn wir Gott bitten, uns auf ewigen Wegen zu leiten, wird das zwangsläufig auch ein Weg des ständigen Selbstgerichtes durch das Wort Gottes für uns sein. Aber der ewige Weg ist herrlich. Gottes Wege sind vollkommen! Durch seine Gnade lernen wir Gott immer besser kennen. Gewiss werden wir uns dann auch immer mehr mit seinen Augen sehen! Bei alledem, was wir während des Lesens dieses Psalms inhaltlich behandelt haben, ist es mein dringendes Anliegen, die letzten zwei Verses zu meinem Gebet zu machen. Hier sind die Worte in der Neuen Genfer Übersetzung für Dich: „Erforsche mich, Gott, und erkenne, was in meinem Herzen vor sich geht; prüfe mich und erkenne meine Gedanken! Sieh, ob ich einen Weg eingeschlagen habe, der mich von dir wegführen würde, und leite mich auf dem Weg, der ewig Bestand hat!“ Amen.
Impuls:
Wir sind am Ende unserer Reise durch den Psalm 139 angelangt. Du merkst, jeder einzelne Vers könnte noch weiter durchdacht werden. Gottes Wort ist so ergiebig. Ich hoffe, diese Ausarbeitung spornt Dich an, mit Deiner Bibel in der Hand auf Entdeckung zu gehen. Wie wertvoll, wenn noch mehr Frauen daran teilhaben können. Unser Herr segne Dich!
Soli Deo Gloria
Hinweis:
Aus den einzelnen Abenden unter Gottes Wort und auch im Rahmen von Teenagerstunden ist eine Ausarbeitung zu diesem Psalm entstanden. Nicht jeder einzelne Gedanke, den ich verschriftliche, stammt daher von mir, sondern ich durfte die Ergebnisse zusammentragen. Als Inspiration und Anregung habe ich auch auf dieser Quelle geschaut: https://www.bibelstudium.de/articles/3107/betrachtung-psalm-139.html Ich schreibe dies als Hinweis, um nicht fremdes Gedankengut als das meinige auszugeben. Für den Inhalt der Website, zu welcher der Link führt, übernehme ich keine Verantwortung.