Im letzten Artikel haben wir uns mit Gott und seinem allgegenwärtigen und allwissenden Wesen befasst. Nun folgt eine (logische) Frage Davids, basierend auf den vorausgegangenen Aussagen:
Vers 7: Wo sollte ich hingehen vor deinem Geist, und wo sollte ich hinfliehen vor deinem Angesicht?
Der Gott, der alles weiß, ist auch überall gleichzeitig! Demnach können weder Du noch ich Gott etwas vormachen! Die Menschen in der Bibel haben es (so wie wir oft) versucht und sind kläglich gescheitert. Im Alten Testament finden wir das Versteckspiel bei Gehasi (2. Könige 5,20). Er gibt seinem Herrn Elisa vor, nicht weg gewesen zu sein, bereichert sich aber in seiner Abwesenheit mit Geschenken Naemanns. Eine schlimme Strafe, der Aussatz, trifft ihn und seine Nachkommen. Im Neuen Testament begegnen wir dem Ehepaar Ananias und Saphira (Apostelgeschichte 5,1-11). Sie verkaufen ein Grundstück und behalten einen Teil des Ertrages, geben jedoch vor, den gesamten Erlös zu spenden. Niemand zwang sie, ihren ganzen Gewinn abzugeben. Doch sie wollten reich bleiben und vor den Menschen fromm erscheinen. Ihr Ende war der Tod. Seit Adam (1. Mose 3,8) versucht der Mensch sich vor Gott zu verstecken (denk an das Bild mit dem Aquarium). Jona versuchte auch vor Gott davon zu laufen (Jona 1,10). Wie barmherzig, dass Gott sich auf unser erbärmliches Versteckspiel einlässt und die ersten Menschen bereits im Garten Eden „suchen“ ging. Wie dankbar bin ich, Dir von seinem Ruf zu schreiben:
Kommt zu mir, ihr alle, die ihr euch plagt und von eurer Last fast erdrückt werdet; ich werde sie euch abnehmen. (Matthäus 11,28 NGÜ)
Vers 8: Stiege ich hinauf zum Himmel, so bist du da; machte ich das Totenreich zu meinem Lager, siehe, so bist du auch da!
David war oft auf der Flucht. Hatte er Todesangst? Hier einige Aussagen aus anderen Psalmen: „Ich habe den HERRN allezeit vor Augen; weil er zu meiner Rechten ist, wanke ich nicht. Darum freut sich mein Herz, und meine Seele frohlockt; auch mein Fleisch wird sicher ruhen, denn du wirst meine Seele nicht dem Totenreich preisgeben und wirst nicht zulassen, dass dein Getreuer die Verwesung sieht.“ (Psalm 16,8-10) „Ich aber werde dein Angesicht schauen in Gerechtigkeit, an deinem Anblick mich sättigen, wenn ich erwache.“ (Psalm 17,15) „Und wenn ich auch wanderte durchs Tal der Todesschatten, so fürchte ich kein Unglück, denn du bist bei mir; dein Stecken und dein Stab, die trösten mich.“ (Psalm 23,4) Gottes Gegenwart umfasst alle Dimensionen und jeden Kontrast! Himmel vs. Totenreich – siehe, Gott ist da!
Vers 9-10: Nähme ich Flügel der Morgenröte und ließe mich nieder am äußersten Ende des Meeres, so würde auch dort deine Hand mich führen und deine Rechte mich halten!
Ich bin nirgendwo so sicher, wie in Gottes Hand. Im Buch Jesaja finden wir einige Aussagen über die Hand Gottes: „Denn so hat der HERR zu mir gesprochen, indem er mich fest bei der Hand fasste und mich davor warnte, auf dem Weg dieses Volkes zu gehen“ (Jesaja 8,11). Jesaja 41,10+13: „fürchte dich nicht, denn ich bin mit dir; sei nicht ängstlich, denn ich bin dein Gott; ich stärke dich, ich helfe dir auch, ja, ich erhalte dich durch die rechte Hand meiner Gerechtigkeit!“ „Denn ich, der HERR, dein Gott, ergreife deine rechte Hand und sage dir: Fürchte dich nicht; ich helfe dir!“ Mich ermutigt die Gewissheit: Gottes Weg wird mich niemals dahinführen, wo Gottes Hand mich nicht beschützen kann! Das bedeutet nicht, dass ich einem problemlosen Leben entgegensehe, aber es beinhaltet die Gewissheit, dass überall wo ich hineingeraten kann, Gott auch ist.
Vers 11-12: Spräche ich: »Finsternis soll mich bedecken und das Licht zur Nacht werden um mich her!«, so wäre auch die Finsternis nicht finster für dich, und die Nacht leuchtete wie der Tag, die Finsternis [wäre für dich] wie das Licht.
Für Gott gibt es keine Dunkelheit. Wo Gott ist, da ist Licht: 1. Johannes 1,5: „Und das ist die Botschaft, die wir von ihm gehört haben und euch verkündigen, dass Gott Licht ist und in ihm gar keine Finsternis ist.“ Hiob 12,22: „Er enthüllt, was im Finstern verborgen liegt, und zieht den Todesschatten ans Licht.“ In Johannes 8,12 sagt Jesus von sich selbst: „Ich bin das Licht der Welt. Wer mir nachfolgt, wird nicht in der Finsternis wandeln, sondern er wird das Licht des Lebens haben.“ Schon bei der Prophetie des kommenden Friedefürsten wird folgendes verheißen: „Das Volk, das in der Finsternis wandelt, hat ein großes Licht gesehen; über den Bewohnern des Landes der Todesschatten ist ein Licht aufgeleuchtet.“ (Jesaja 9,1)
Der Mensch steht im Lichtkegel Gottes. Licht bedeutet immer auch Leben: Gott gibt Dir wahres, sinnerfülltes Leben! Jetzt bist Du dran. Spielst Du vor Gott Verstecken? Oder ist die Allgegenwärtigkeit Gottes eine Zuflucht für Dich, ein Ort, an dem Du Dich allezeit bergen kannst. Von Herzen wünsche ich mir, dass wir in die Worte einstimmen können „Mir aber ist die Nähe Gottes köstlich; ich habe GOTT, den Herrn, zu meiner Zuflucht gemacht, um alle deine Werke zu verkünden.“ (Psalm 73,28)
Vers 13: Denn du hast meine Nieren gebildet; du hast mich gewoben im Schoß meiner Mutter.
Gott hat Deine Niere gebildet. Ohne sie ist der Mensch nicht lebensfähig. Mir scheint, hier steht ein Organ exemplarisch für die wunderbare Vielfalt des menschlichen Organismus.
So spricht der HERR, dein Erlöser, der dich von Mutterleib an gebildet hat: Ich bin der HERR, der alles vollbringt — ich habe die Himmel ausgespannt, ich allein, und die Erde ausgebreitet durch mich selbst (Jesaja 44,24)
Überleg einmal: Es erfordert maximale Kompetenz, an einem verborgenen, dunklen Ort neues Leben zu schaffen. Du bist ein Wunschkind Gottes. Die Schöpfung ist sein Wunderwerk, Gottes geniale Idee! Wir müssen zugeben, dass da mehr als ein zufälliger Zellhaufen und ein lauter Knall sind. „Gleichwie du nicht weißt, was der Weg des Windes ist, noch wie die Gebeine im Bauch der Schwangeren bereitet werden, so kennst du auch das Werk Gottes nicht, der alles wirkt“ (Prediger 11,5). Hiob bezeugt auch, dass Gott es war, der ihn gebildet hat: „Deine Hände haben mich als Ganzes gebildet und rundum gestaltet, und nun verschlingst du mich? Gedenke doch, dass du mich wie Ton gebildet hast; und nun willst du mich wieder in Staub verwandeln! Hast du mich nicht wie Milch hingegossen und wie Käse mich gerinnen lassen, mit Haut und Fleisch mich bekleidet, mit Gebeinen und Sehnen mich durchwoben? Leben und Gnade hast du mir gewährt, und deine Fürsorge bewahrte meinen Geist.“ (Hiob 10,8-12) Sehr häufig findet das Herz neben der Niere in der Bibel Erwähnung: „und alle Gemeinden werden erkennen, dass ich es bin, der Nieren und Herzen erforscht. Und ich werde jedem Einzelnen von euch geben nach seinen Werken.“ (Offenbarung 2,23b) Aus Seelsorgegesprächen und von mir selbst kenne ich die Frage, ob Gott uns mit unserem Schicksal, Leid und Leben nicht etwas zu viel zugemutet hat. Bei der Betrachtung dieses Psalms kommt folgender Vergleich auf: Ein Ingenieur, der eine Brücke plant und bauen lässt, möchte, dass diese eines Tages belastet wird. Er weiß genau, welche Kapazitäten verträglich und wo die Grenzen sind. Logisch, oder?
Wenn Gott als unser Schöpfer, uns in seiner vollkommenen Weisheit geschaffen hat, weiß er doch am allerbesten um meine Möglichkeiten und Einschränkungen. Er kennt Dich 100%, nichts ist ihm verborgen. Er kannte Dich, ehe Dich jemand sah. Bevor der Gynäkologe meiner Mutter Auskunft geben konnte, sah Gott mich. Besser als jedes 3D- Ultraschall der Welt! Wow! Deshalb ist er auch die beste Adresse und Anlaufstelle, die ich Dir (und auch mir) bei allen Fragen des Lebens empfehlen kann. Der Schöpfer kennt sein Geschöpf am besten.
Impuls:
Was ist Dir bei der Betrachtung der Verse 7-13 wichtig geworden? Wofür möchtest Du Gott danken, was willst Du in Deinem Leben verändern und wie wirst Du darin vorgehen?
Der Herr segne Dich.
Soli Deo Gloria
Hinweis:
Aus den einzelnen Abenden unter Gottes Wort und auch im Rahmen von Teenagerstunden ist eine Ausarbeitung zu diesem Psalm entstanden. Nicht jeder einzelne Gedanke, den ich verschriftliche, stammt daher von mir, sondern ich durfte die Ergebnisse zusammentragen. Als Inspiration und Anregung habe ich auch auf dieser Quelle geschaut: https://www.bibelstudium.de/articles/3107/betrachtung-psalm-139.html Ich schreibe dies als Hinweis, um nicht fremdes Gedankengut als das meinige auszugeben. Für den Inhalt der Website, zu welcher der Link führt, übernehme ich keine Verantwortung.