Ich lade Dich ein, mich Vers für Vers durch Psalm 139 zu begleiten und ihn weiterzudenken. Im Rahmen eines Frauenhauskreises beschäftigten wir uns fast ein Jahr lang mit diesem Psalm. Auch wenn die Zeit nun schon länger der Vergangenheit angehört, ist mir der Austausch über die Monate hinweg lebendig in Erinnerung. Mein Gebet ist, dass die Wahrheiten der Heiligen Schrift Dein Herz berühren, Dich faszinieren, mit Erstaunen packen und erfreuen. Möge Deine Zuneigung und Dankbarkeit Gott gegenüber auch dadurch immer mehr an Tiefe gewinnen. Dieser Psalm gehört sicher zu den eher bekannteren, jedenfalls Abschnitte daraus. Und je öfter ich ihn lese, umso lieber wird er mir. Bevor wir inhaltlich beginnen, lies ihn einmal am Stück. Mein Vorschlag ist, Du betest zuvor und liest ihn laut und langsam und lässt Gottes Wort zu Dir reden.
Dem Vorsänger. Von David. Ein Psalm. HERR, du erforschst mich und kennst mich!
Ich sitze oder stehe auf, so weißt du es; du verstehst meine Gedanken von ferne.
Du du beobachtest mich, ob ich gehe oder liege, und bist vertraut mit allen meinen Wegen; ja, es ist kein Wort auf meiner Zunge, das du, HERR, nicht völlig wüsstest.
Von allen Seiten umgibst du mich und hältst deine Hand über mir. Diese Erkenntnis ist mir zu wunderbar, zu hoch, als dass ich sie fassen könnte! Wo sollte ich hingehen vor deinem Geist, und wo sollte ich hinfliehen vor deinem Angesicht? Stiege ich hinauf zum Himmel, so bist du da; machte ich das Totenreich zu meinem Lager, siehe, so bist du auch da! Nähme ich Flügel der Morgenröte und ließe mich nieder am äußersten Ende des Meeres, so würde auch dort deine Hand mich führen und deine Rechte mich halten! Spräche ich: »Finsternis soll mich bedecken und das Licht zur Nacht werden um mich her!«, so wäre auch die Finsternis nicht finster für dich, und die Nacht leuchtete wie der Tag, die Finsternis [wäre für dich] wie das Licht. Denn du hast meine Nieren gebildet; du hast mich gewoben im Schoß meiner Mutter. Ich danke dir dafür, dass ich erstaunlich und wunderbar gemacht bin; wunderbar sind deine Werke, und meine Seele erkennt das wohl! Mein Gebein war nicht verhüllt vor dir, als ich im Verborgenen gemacht wurde, kunstvoll gewirkt tief unten auf Erden. Deine Augen sahen mich schon als ungeformten Keim, und in dein Buch waren geschrieben alle Tage, die noch werden sollten, als noch keiner von ihnen war. Und wie kostbar sind mir deine Gedanken, o Gott! Wie ist ihre Summe so gewaltig! Wollte ich sie zählen — sie sind zahlreicher als der Sand. Wenn ich erwache, so bin ich immer noch bei dir! Ach, wollest du, o Gott, doch den Gottlosen töten! Und ihr Blutgierigen, weicht von mir! Denn sie reden arglistig gegen dich; deine Feinde erheben [ihre Hand] zur Lüge. Sollte ich nicht hassen, die dich, HERR, hassen, und keine Abscheu empfinden vor deinen Widersachern?
Ich hasse sie mit vollkommenem Hass, sie sind mir zu Feinden geworden.
Erforsche mich, o Gott, und erkenne mein Herz; prüfe mich und erkenne, wie ich es meine; und sieh, ob ich auf bösem Weg bin,
und leite mich auf dem ewigen Weg!Psalm 139
Vers 1: Herr, du erforscht mich und kennst mich!
Hier entsteht ein Dialog, es erfolgt eine persönliche Anrede zu Gott. David beginnt das Gespräch, indem er eine wichtige Tatsache gleich offenlegt: Du kennst mich!
Wer kennt uns schon wirklich? Die meisten Begegnungen und Kontakte am Tag sind eher förmlich und oberflächlich. Von wem würden wir behaupten, dass er uns kennt? Sprüche 14,10 besagt: „Das Herz allein kennt seinen eigenen Kummer, und auch in seine Freude kann sich kein Fremder mischen.“ Gott kennt uns. Definitiv! Manchmal meinen andere zu wissen, wie es Dir geht- aber auch hierfür macht die Bibel eine treffende Aussage: „Auch beim Lachen kann das Herz Kummer empfinden, und die Freude endet in Traurigkeit.“ (Sprüche 14,13) Das heißt, es kann sein, dass Deine Mitmenschen vermuten Dich zu kennen. Aber in Wirklichkeit wissen sie nicht was Dich bewegt. Möglicherweise möchtest Du auch nicht, dass jemand hinter Deine „allezeit-fröhlich“ Maske schaut? Ja, Gott kennt jedes Individuum. Ich stelle es mir einerseits so vor, als würde mir jemand ganz aus der Ferne mit dem Fernglas beobachtend zuschauen, andererseits sieht Gott mich präziser, als das genauste Mikroskop es darstellen könnte.
„Die Augen des HERRN sind überall, sie erspähen die Bösen und die Guten.“ (Sprüche 15,3)
Gott erforscht Dich und kennt Dich besser als Du Dich selbst. Welches Gefühl löst diese Wahrheit in Dir aus?
Vers 2: Ich sitze oder stehe auf, so weißt du es; du verstehst meine Gedanken von ferne.
Gott kennt Deine Gedankenwelt bis ins kleinste Detail. Und er sieht auch, was Du lieber verbergen würdest. Möglicherweise sind es Gedanken voller Hochmut, Stolz, Selbstsucht oder unreiner Art … Die Bibel fordert Dich auf, aktiv gegen die sündige Natur zu kämpfen:
„Denn obgleich wir im Fleisch wandeln, so kämpfen wir doch nicht nach Art des Fleisches; denn die Waffen unseres Kampfes sind nicht fleischlich, sondern mächtig durch Gott zur Zerstörung von Festungen, sodass wir Vernunftschlüsse zerstören und jede Höhe, die sich gegen die Erkenntnis Gottes erhebt, und jeden Gedanken gefangen nehmen zum Gehorsam gegen Christus“ (2. Korinther 10,3-5).
Als ich einmal während einer Autofahrt im Gespräch mit Gott war und ihm von meinen Anliegen erzählte, hielt ich inne mit der Frage: „Weißt du wie ich das meine?“ Kaum hatte ich den Gedanken laut ausgesprochen, da merkte ich, wie widersprüchlich er war. Wie tröstlich ist die Gewissheit, dass Gott nicht nur um jeden Gedanken weiß, sondern auch jeden Gedanken versteht!
Vers 3: Du beobachtest mich, ob ich gehe oder liege, und bist vertraut mit allen meinen Wegen.
Der König David beschreibt hier einen Tagesablauf: Sitzen, aufstehen, am Tage umher eilen und sich nachts wieder zur Ruhe zu begeben. 24 Stunden am Tag, sieben Tage die Woche registriert Gott uns. Er weiß, was wir tun, was wir nicht tun und weiß auch warum! Er weiß sogar was wäre, wenn wir etwas anderes getan hätten. Gott weiß auch um alle Eventualitäten Bescheid. Stell Dir das einmal vor, wie unfassbar großartig und intelligent Gott ist. Fühlst Du Dich beobachtet? Gott sieht, ob ich faulenzend im Bett rumliege oder aufstehe, um ihm zu dienen! Er weiß aber auch um die Tage, wo ich nicht aufstehen kann, und nimmt unsere Gebete, die wir in Schwachheit sprechen, an. Wie ermutigend. Weißt Du nicht, welchen Weg Du wählen, welche Entscheidungen Du aktuell treffen sollst? Gott ist mit Deinen Wegen vertraut. Er kennt den besseren Weg. Bitte ihn um Rat.
„Befiehl dem HERRN deinen Weg, und vertraue auf ihn, so wird es vollbringen.“ (Psalm 37,5)
„Denn die Wege eines jeden liegen klar vor den Augen des HERRN, und ER achtet auf alle seine Pfade!“ (Sprüche 5,21)
Auch folgender Vers aus Hebräer 4,13 drückt es treffend aus: „Und es gibt nichts Geschaffenes, das sich vor ihm (d.h. vor Gott) verbergen könnte, nein, alles liegt entblößt und aufgedeckt vor den Augen dessen, dem wir Rechenschaft abzulegen haben.“ Ich stelle mir vor, dass ich ein kleines Aquarium mit Goldfischen in der Hand halte. Das Wasser ist glasklar und das Glas glänzend sauber. Wo könnten sich da die goldenen Fische verstecken? Egal wo sie hinschwimmen, sie sind meinen Augen nicht verborgen. Ja, von oben herabschauend kann ich jeden Wink ihrer Flossen genauestens beobachten. Wie albern, wenn einer der Fische glauben würde, unentdeckt zu bleiben. Folgendes Fazit wird mir bewusst: Was Menschen nicht sehen, ist bei Gott aufgedeckt. Unser Verborgenes wie die Gedankenwelt, aber auch jedes Wort auf der Zunge. Er weiß alles! Er sieht alles! Er war überall dabei!
Wie geht es Dir mit diesen unabänderlichen Tatsachen? Empfindest Du Zuversicht oder Scham? Gibt es ein Geheimnis, wovon niemand weiß, einen Ort, an dem Du dachtest, ganz allein zu sein? Ich muss Dir diese Illusion nehmen: Gott ist da! Er war tatsächlich dabei. Manchmal spielen wir wie Kinder ein Versteckspiel, halten uns die Hände vor das Gesicht und glauben, dass wenn wir niemand sehen, auch uns niemand sieht.
„Der Mensch sieht was vor Augen ist, der HERR aber sieht das Herz an.“ (1. Samuel 16,7)
Wir können den Leuten nur vor den Kopf schauen. Gottes durchdringende Augen durchscheinen alles und jeden. Da muss ich mich nicht mehr um das Tragen einer Maske mühen. Ich darf Befreiung erfahren und echt sein, vor Gott und Menschen. „Wer unsträflich wandelt, wird gerettet; wer aber ein Doppelleben führt, wird auf einmal fallen.“ (Sprüche 28,18) Wenn Gottes Gegenwart in Dir Scham auslöst, dann wohl kaum aufgrund der vielen guten Werke. Scham kann vorliegen, weil Sünde Raum in Dir hat. Du darfst durch Christus vor Gottes Gnadenthron treten und ihn um Vergebung Deiner Schuld bitten.
Es liegt so viel Hoffnung in der unausweichlichen Gegenwart Christi. Ich muss nicht mehr versuchen den „Max Mustermann Christ“ zu spielen. Ich darf echt sein, wie ich bin. Und bin trotzdem geliebt. Gottes gütige Einladung an uns Menschen besteht darin, endlich mit der Show aufzuhören, vor ihm bankrott zu werden und Segen und ein erfülltes Leben zu empfangen.
Bei einem Christmas Shopping in New York fiel es mir ganz besonders auf: Jedes Mal, wenn wir einen Einkaufsladen betraten, wurden wir mit den Worten begrüßt: „How are you?“ Aber innerhalb kürzester Zeit merkte ich, dass im Grunde niemanden meine Antwort – nämlich wie es mir geht – interessiert. Was antwortet man? Ich stellte fest, dass ich auch gar nichts zu sagen brauchte, um dieser Floskel „I´m fine“ zu entgehen. Ich fand es damals ätzend. Warum fragt mich jemand, nach meinem Wohlergehen, wenn er es gar nicht wissen will? Doch da muss ich mich an meine eigene Nase packen: Wie viele Anreden in Briefen, Kurznachrichten und E-Mails beginnen mit der Frage nach dem Befinden des Angeschriebenen? Und wie oft will ich es wirklich wissen?!
Du darfst aufatmen. Bei Gott ist es anders. Er nimmt Dich ernst. Ihm darfst Du zu jeder Zeit erzählen, wie es Dir geht, obwohl er es schon vorher wusste. Auch wenn mein Gebet nur aus stammelnden Worten besteht, darf ich gewiss sein, dass er genau weiß, was ich meine.
Vers 4: Ja, es ist kein Wort auf meiner Zunge, dass du, HERR, nicht völlig wüsstest.
Wenn Gott nicht jedes Wort und um jeden Gedanken wüsste, wie könnte er dann gerecht richten? Früher gab es am Ende des Monats, Quartals oder Jahres eine Telefonabrechnung. Ich erinnere mich noch gut daran, dass bei uns zu Hause bei zusätzlichen Beträgen genau geschaut wurde, wer wohin wie lange und warum angerufen hat … Ein treffendes Bild dafür, dass wir einmal für jedes unserer Worte zur Rechenschaft gezogen werden. „Denn wir alle müssen vor dem Richterstuhl des Christus offenbar werden, damit jeder das empfängt, was er durch den Leib gewirkt hat, es sei gut oder böse.“ (2. Korinther 5,10) Nachfolgend eine Auswahl an Bibelstellen über den Gebrauch unserer Zunge für Dich: „Es freut einen Mann, wenn sein Mund eine richtige Antwort geben kann, und wie gut ist ein Wort, das zur rechten Zeit gesprochen wird!“ (Sprüche 15,23) „Geh weg von dem dummen Menschen! Du hörst doch nichts Gescheites von ihm.“ (Sprüche 14,7) „Freunde dich nicht mit einem Zornmütigen an und geh nicht um mit einem Hitzkopf, damit du dir nicht seinen Wandel angewöhnst und er dir nicht zum Fallstrick deiner Seele wird!“ (Sprüche 22,24-25)
Davids Gebet dürfen wir zu unserem machen:
„HERR, stelle eine Wache an meinen Mund, bewahre die Tür meiner Lippen!“ (Psalm 141,3)
Der Herr Jesus sagt: „Nicht das, was zum Mund hineinkommt, verunreinigt den Menschen, sondern was aus dem Mund herauskommt, das verunreinigt den Menschen.“ (Matthäus 15,11) „Schweigen hat seine Zeit, und reden hat seine Zeit.“ (Prediger 3,7b) Wir reden gerne – nur ist es immer das richtige? Als Hiob sich vor Gott demütigte, sagt er: „Siehe, ich bin zu gering; was soll ich dir erwidern? Ich will meine Hand auf meinen Mund legen!“ (Hiob 40,4)
Wie können wir es schaffen, das zu reden, was Gott wohlgefällig ist? Indem wir im Hinblick auf Jesus Christus leben. „Behüte deine Zunge vor Bösem und deine Lippen, dass sie nicht betrügen.“ (Psalm 34,14) Vom Ideal der biblischen Frau lesen wir in Sprüche 31,26: „Ihren Mund öffnet sie mit Weisheit, und freundliche Unterweisung ist auf ihrer Zunge.“ Während unseres Frauenhauskreises hielten wir damals im Austausch fest: Letztendlich ist es wie ein Kreislauf, ist mein Herz mit Frieden erfüllt, sprudeln gute Worte aus der reinen Quelle …
„Mehr als alles andere behüte dein Herz; denn von ihm geht das Leben aus. Tue hinweg von dir die Falschheit des Mundes, und verdrehte Reden seien fern von dir!“ (Sprüche 4,23-24)
Vers 5: Von allen Seiten umgibst du mich und hältst deine Hand über mir.
Kein Ort, keine Situation, kein Zeitpunkt ohne Gott. Gott umschließt uns völlig. Mehr als ich es mit einem Spatzen in der Hand tun könnte. Wir sind niemals allein! Er umgibt uns wie eine Schutzmauer und hält seine Hand schützend und segnend über uns.
„Wer unter dem Schirm des Höchsten sitzt, der bleibt unter dem Schatten des Allmächtigen.“ (Psalm 90,1)
Vers 6: Diese Erkenntnis ist mir zu wunderbar, zu hoch, als dass ich sie fassen könnte!
Ja, wer kann da nicht mit einstimmen in das Lob für Gott? Uns bleibt nur ein Staunen über den Gott, der alles weiß und überall ist, der uns wirklich kennt! Jetzt ist ein guter Zeitpunkt, Gott DANKE zu sagen. Nimm Dir Zeit, Gott für seine Allwissenheit und Allgegenwärtigkeit zu bewundern. Preise ihn für sein unerforschlich großartiges Sein.
Impuls: Was bewegt Dich, wenn Du Dir die Allgegenwart Gottes vor Augen führst? Mal angenommen Du wüsstest, dass jemand Deine Gespräche aufzeichnet, worauf würdest Du konkret achten? Welche Auswirkungen hat die Tatsache das Gott jedes Wort auf Deiner Zunge kennt? Halte einen Moment inne und mach aus Deinen Gedanken ein Gebet
Der Herr segne Dich.
Soli Deo Gloria
Hinweis:
Aus den einzelnen Abenden unter Gottes Wort und im Rahmen von Teenagerstunden ist eine Ausarbeitung zu diesem Psalm entstanden. Nicht jeder einzelne Gedanke, den ich verschriftliche, stammt daher von mir, sondern ich durfte die Ergebnisse zusammentragen. Als Inspiration und Anregung habe ich auch auf dieser Quelle geschaut: https://www.bibelstudium.de/articles/3107/betrachtung-psalm-139.html. Für den Inhalt der Website wird keine Verantwortung übernommen.
Wie wunderbar zu lesen 🥰
Vielen Dank für diese Wahrheiten, wie ermutigend es doch ist zu wissen, dass wir geliebt und willkommen sind. Der Herr sei gesegnet, ihm gebührt alles Lob, ❤️🙏🏾 Gloire à Dieu
Danke für diesen Artikel