Meine Familie und ich haben das Privileg, an einem der schönsten Orte in der Schweiz zu leben. Obwohl wir hier schon über 10 Jahre zu Hause sind, staunen wir immer noch über die atemberaubende Schöpfung Gottes. Dieses Fleckchen Erde ist Gott außerordentlich gut gelungen. Aber die Schöpfung ist nicht nur schön anzusehen, Gott hat auch alles weise geordnet. Die Sonne ist 149,6 Millionen Kilometer von der Erde entfernt, damit wir als seine Geschöpfe nicht verbrennen oder erfrieren. Durch die Schrägstellung der Erdachse durchlaufen wir hier jedes Jahr vier Jahreszeiten, jede in ihrer einzigartigen Schönheit. Die Schwerkraft sorgt dafür, dass wir mit unseren Füßen fest im Leben stehen, und sie hält alles an seinem vorbestimmten Platz. Aber nicht nur in der Natur, auch an unserem Körper können wir Gottes Genialität entdecken. Das Auge, zum Beispiel, ist so komplex in seiner Funktionalität, dass die meisten es wahrscheinlich erst wirklich realisieren und zu schätzen wissen, wenn sie eine Brille brauchen…
Gott ist der Schöpfer aller Dinge und wenn wir auf den ersten Seiten der Bibel den Schöpfungsbericht lesen, wie der dreieinige Gott alles weise geordnet und geschaffen hat, dann können wir nur mit Gottes Resultat übereinstimmen, dass er gute und beim Menschen sogar sehr gute Arbeit geleistet hat.
Gott hat sich nicht nur Mühe gegeben und na ja, das Ergebnis ist gut, aber könnte noch besser sein. Nein, in seiner Perfektion hat er perfekte Arbeit geleistet.
Es ist nicht wie bei meinem Brot. Ich backe meistens mein Brot selbst zum Leidwesen meiner Kinder, denn sie finden das Brot vom Bäcker natürlich viel besser. Sie lassen auch keine Gelegenheit aus, mein Brot mit dem Brot des Bäckers zu vergleichen und mir ihr Urteil darüber mitzuteilen. Sie haben recht, ich bin kein ausgebildeter Bäcker, mit der Ausstattung einer Bäckerei, deshalb kann ich nicht so ein gutes, weiches, saftiges Brot mit knuspriger Rinde backen.
Bei Gott ist das anders, er ist perfekt und er hat alles perfekt erschaffen und geordnet.
Durch welche Brille sehe ich Gottes festgelegte Ordnung und alles Erschaffene, durch die eines unzufriedenen oder durch die eines dankbaren Kindes?
Wir stimmen, nehme ich an, mit Gott über ein, dass die Erdanziehung wichtig ist und sind dankbar, dass Gott die Sonne in dieser Entfernung zur Erde festgemacht hat. Auch freuen sich die meisten bestimmt über die Funktionalität ihrer geschenkten Körperteile. Wir sind auch damit einverstanden, dass Gott uns als Mann und Frau nach seinem Ebenbild schuf, gleichwertig, aber nicht gleichartig. Die meisten werden damit noch kein Problem haben.
Doch wie sieht es bei der Rollenverteilung von Mann und Frau aus? Habe ich als Frau ein Problem damit, dass mir andere Aufgaben als die des Mannes zugedacht sind? Füge ich mich als Frau in die Ordnung Gottes ein oder begehre ich dagegen auf?
Eva spielt seit ihrer Erschaffung doch nur die zweite Geige. Nein, da muss Gott gepfuscht haben. Gehen uns vielleicht solche Gedanken durch den Kopf, gerade wenn es in diesem Zusammenhang um den Dienst der Frau in der Gemeinde geht?
Zu dem Thema haben sich viele Gläubige bereits eine Meinung gebildet. Und meistens wird darüber sehr emotional diskutiert. Doch wir sollten unsere vorgefassten Meinungen mal kurz beiseitelegen und einen Blick in die Bibel werfen, um herauszufinden, was eigentlich in Gottes wahrhaftigem und ewigem Wort steht.
In 1. Timotheus 2,12 schreibt Paulus an die Gemeinde:
Ich gestatte es einer Frau nicht, vor versammelter Gemeinde zu lehren und sich damit über die Männer zu stellen; sie soll sich vielmehr still verhalten.
Und in den folgenden Versen begründet Paulus seine Aussage, in dem er uns Genesis 2 und 3 vor Augen führt:
13 Zuerst wurde nämlich Adam erschaffen, erst danach Eva.
14 Und es war nicht Adam, der sich von dem Verführer täuschen ließ, sondern die Frau; sie ließ sich in die Irre führen und setzte sich über Gottes Gebot hinweg.
Paulus verweist hier auf die Grundlage, auf der sich die ganze Rollenverteilung, also die Beziehung zwischen Mann und Frau in der Ehe, in der Familie und in der Gemeinde stützt und verankert ist. Sie wird auch als Schöpfungsordnung bezeichnet. Es nützt nichts, über einzelne Bibelverse im Neuen Testament zu diskutieren. Wir müssen ganz vorne beginnen, um Paulus Aussagen über die Rolle der Frau in der Gemeinde zu verstehen.
Doch was hat es mit dieser Schöpfungsordnung auf sich und warum beruft Paulus sich in diesem Zusammenhang auf diese Ordnung?
Die Schöpfungsordnung
Wenn wir uns den Schöpfungsbericht in Genesis Kapitel 1 und 2 anschauen, sollten wir beim Lesen im Hinterkopf haben, dass Gott die Unterschiede und die Rollenverteilung von Mann und Frau schon vor dem Sündenfall festgelegt hat. Die Rollenverteilung ist also nicht das Produkt des Sündenfalls. Adam und Eva waren in einem perfekten Zustand (nicht vergleichbar mit uns heute) und lebten miteinander in einem perfekten Umfeld. Und Eva hatte scheinbar kein Problem mit dieser Schöpfungsordnung bzw. mit ihrer Rolle als Frau.
Genesis 1 Die Erschaffung der Welt
Im ersten Kapitel der Bibel wird die gesamte Erschaffung der Welt mit allen Kreaturen und des Menschen beschrieben. Am sechsten Tag (Vers 26-28) wird der Mensch auf Beschluss des dreieinigen Gottes geschaffen. Unterschiedlich als Mann und Frau, aber beide im Ebenbild Gottes. Nicht gleichartig, aber gleichwertig.
Sie bekommen den gemeinsamen Auftrag von Gott über die Erde als seine eingesetzten Verwalter zu herrschen und sich zu vermehren.
Genesis 2 richtet den Fokus auf Mann und Frau
Die Erschaffung des Menschen und die Beziehung von Mann und Frau stehen im 2. Kapitel im Mittelpunkt.
Gott schuf Adam zuerst (Vers 7)
Der Mann wird von Gott zuerst erschaffen. In unserer Zeit spielt das «Recht des Erstgeborenen» keine Rolle mehr, aber in der hebräischen Kultur wurde der Erstgeborene besonders behandelt. Ihm wurde zum Beispiel ein doppelter Anteil des Besitzes vererbt (Der verlorene Sohn), er wurde besonders gesegnet (Esau und Jakob) und mehr Verantwortung und Autorität zugedacht. Auch Paulus, als Rabbiner, schreibt Adam dadurch mehr Autorität und die Führungsrolle zu.
Gott benennt sein Geschöpf als Menschen (= im hebr. Adam). Im Hebräischen wird nun immer von einem Mann gesprochen. Gott gibt Adam (Vers 16-17) das einzige Gebot nicht von dem Baum der Erkenntnis des Guten und Bösen zu essen, sonst würde er gewisslich sterben. Er erteilt ihm den Auftrag, den Garten zu bebauen und zu bewahren. Adam benennt als eingesetzter Verwalter alle Tiere, die Gott vor ihm antreten lässt.
Wenn wir diese Verse lesen, erkennen wir, dass der Mann in einer besonderen Verantwortung vor Gott steht, denn Gott schuf Adam zuerst, er gibt Adam seinen Namen, er gebietet ihm nicht vom Baum der Erkenntnis zu essen, Gott erteilt ihm den Arbeitsauftrag und bezieht Adam als Verwalter in die Namensgebung der Tiere mit ein.
Gott stellt schon früher fest, dass es nicht gut ist, dass der Mensch allein ist und auch Adam erkennt, dass unter den Tieren, die er benannt hat, kein Gegenüber, kein gleichwertiges Geschöpf für ihn dabei ist. So lässt Gott Adam in einen tiefen Schlaf fallen.
Eva wird für Adam geschaffen
Eva wird erschaffen und dem aufmerksamen Leser fallen sogleich Unterschiede zu der Erschaffung des Mannes auf:
Eva wird für den Mann geschaffen. Gott sieht bzw. schafft das Bedürfnis des Mannes nach einem wahren Gegenüber, nach einer Hilfe, um den Schöpfungsauftrag auszuführen. Paulus untermauert dies im Neuen Testament in 1 Kor 11,9-10. Eva wird nicht wie Adam aus Staub gemacht, sondern sie wird aus Adam genommen. Diesmal ist es Adam, der hocherfreut, sein ebenbürtiges Gegenüber benennt als Männin, denn sie stammt vom Mann ab. Eva wird von Adam einmal vor und noch ein weiteres Mal nach dem Sündenfall benannt. Nicht Gott, sondern Adam weist Eva an, nicht vom verbotenen Baum zu essen.
Wenn wir Genesis zwei lesen, erkennen wir, dass Adam eine gottgegebene Führungsrolle gegenüber Eva hat. Er hatte begrenzt Autorität über sie. Adam gibt Eva ihren Namen, er lehrt Eva das Gebot Gottes und leitet sie im gemeinsamen Auftrag an. Er zeigte ihr wahrscheinlich alle Tiere und erklärte ihr, wie und warum er sie so benannt hatte.
Eva ist Adams Hilfe, um Gottes Auftrag nachzukommen, nämlich fruchtbar zu sein, sich zu vermehren und gemeinsam über die Schöpfung zu herrschen.
Beide scheinen kein Problem mit ihren unterschiedlichen Rollen zu haben, bis es zur Begegnung mit der Schlange kommt.
Genesis 3: Der Fall
Beim Sündenfall wird Gottes Ordnung zum ersten Mal auf den Kopf gestellt, mit vernichtenden Auswirkungen. Die Schlange, die Kreatur, spricht gezielt die Frau an. Eva gibt Adam, der neben ihr steht und nicht interveniert, die Frucht und beide essen von dem verbotenen Baum.
Eva lässt sich von der Kreatur, die sie beherrschen soll, in ein Gespräch verwickeln. Die Schlange sät Zweifel an Gottes Wort («sollte Gott wirklich gesagt haben»), dann widerspricht sie Gottes Wort («du wirst sicherlich nicht sterben») und macht schließlich Gottes Charakter schlecht und zeigt den beiden auf, dass Gott ihnen Gutes vorenthalten möchte («Gott weiß, ihr werdet sein wie er»). Adam, der wohl ganz in der Nähe Evas ist, denn sie muss ihn nicht herrufen oder sich auf die Suche nach ihm machen, greift nicht in das Gespräch ein. Er lässt die Kreatur und seine Frau gewähren und verliert damit die Kontrolle an zwei Fronten und seine Autorität. Er isst am Ende auch von der Frucht.
Die Strategie der Versuchung oder der Sünde sind bis heute dieselbe und läuft genau in diesen Schritten ab.
Genesis 3: Der Fluch
Eva aß zuerst von der verbotenen Frucht und gab sie dann weiter an ihren Mann. Auffällig ist aber, dass Gott Adam anspricht und zur Rede stellt. Adam wird von Gott zur Verantwortung gezogen, obwohl Eva zuerst gesündigt hatte. Adam hatte die Führungsrolle und Verantwortung für seine Frau und ihr Handeln. Auch bei den Flüchen können wir einen Unterschied feststellen.
Adams Sünde wiegt schwerer, sein Fluch betrifft die ganze Menschheit und die gesamte Schöpfung. Evas Fluch hingegen beschränkt sich auf die Frauen (1Kor 15,22; Röm 5,15-19), aufs Kindergebären und das Streben nach der Stellung des Mannes.
Adam wird von Gott verantwortlich gemacht, seiner Führungsrolle nicht nachgekommen zu sein. Nicht Gottes Fluch schafft die unterschiedlichen Rollen von Mann und Frau, die an Autorität geknüpft sind, sondern es bringt die Problematik in ihnen hervor.
Spricht Paulus von einem generellen Lehrverbot?
Spricht Paulus nun im Zusammenhang mit unserer Schöpfungsrolle von einem generellen Lehrverbot für Frauen? Darf ich als Frau nichts in der Gemeinde sagen? Nein, wenn wir die Bibel lesen, begegnen uns im Alten sowie im Neuen Testament gottesfürchtige Frauen, die Gott gebrauchte, um sein Wort weiterzugeben, auch in der Gemeinde. Denken wir an Priscilla, die zusammen mit ihrem Mann Aquilla, Apollo in theologischen Fragen unterwies oder an Miriam, die ihren Bruder Mose in seiner Führungsrolle tatkräftig unterstütze oder die Prophetinnen Hulda im Alten Testament und Anna im Neuen Testament, die Jesu Geburt im Tempel verkündigte. Da ist Phöbe (Röm 16,1-2), eine enge Mitarbeiterin von Paulus und Diakonin in der Gemeinde von Kenchreä. Ich könnte noch weitere Beispiele aufführen…
Wir müssen nicht nur die Schöpfungsordnung in dieser Aussage von Paulus berücksichtigen, sondern uns auch fragen, was meint Paulus mit lehren? Ich hoffe, es ist nun klar, nachdem wir uns die Rolle Adams angeschaut haben, dass Gott dem Mann die Führung und Leitung in der Ehe, in der Familie und in der Gemeinde aufgetragen hat. Das Verb lehren (didaskō) bezeichnet die Tätigkeit des Lehrens und wird besonders für die moralische Unterweisung verwendet.
Lehren ist also mit einer Führungsautorität verknüpft, die nach Gottes guter Ordnung den Männern in der Ehe und Familie und den Ältesten sowie Pastoren einer Gemeinde zugedacht ist. In den Anforderungen an einen Ältesten oder Pastor in der Gemeinde (1.Tim 3,1-7) wird immer von Männern gesprochen, nie von Frauen.
Fazit:
Es handelt sich hier nicht um ein generelles Lehrverbot für uns Frauen, sondern die Leitung und Führung einer Gemeinde und das Lehren und Unterweisen von Männern in der Gemeinde ist allein den Männern vorbehalten.
Liebe Frauen, wir haben einen sehr wichtigen Lehrauftrag gegenüber der nächsten Generation und uns selbst. Lehrt eure Kinder und die Kinder und Frauen eurer Gemeinde! Macht sie zu Jüngern und Nachfolgerinnen Gottes. Denn im Titusbrief (2, 3-5) fordert Paulus die älteren Frauen auf, die Jüngeren zu lehren. Timotheus, ein junger Pastor im Neuen Testament, wurde von seiner jüdische Mutter Eunike (2.Tim 3,15) in den heiligen Schriften von Kindesbeinen an unterwiesen. Lehrt sie, denn eure Ehemänner, eure Ältesten und Pastoren in der Gemeinde brauchen eure Hilfe und Unterstützung dabei.
Ich werde nie ein besseres Brot wie ein ausgebildeter guter Bäcker backen, der sein Handwerk versteht. Deshalb würde ich auch nie in die Bäckerei unseres Bäckers gehen und an seinem Rezept bzw. an seinem Brot Verbesserungsvorschläge anbringen und unzufrieden mit seiner Handhabung des Teigs oder der Backzeit sein.
Möge Gott uns gehorsame Herzen schenken, um uns seinem wahrhaftigen, ewigen Wort, Gesetz und Ordnung zu unterstellen, auf dass er geehrt wird in der Ehe, in der Familie und in der Gemeinde.