Ein Wunsch und Segen
Paulus und auch andere Apostel begannen ihre Briefe oft mit den ähnlichen Gruß- und Segensworten. So zum Beispiel in Kolosser 1,1-2:
Paulus, Apostel Christi Jesu durch den Willen Gottes, und Timotheus, der Bruder, an die Heiligen in Kolossä, die Brüder und Schwestern, die an Christus glauben: Gnade sei mit euch und Friede von Gott, unserm Vater!
Unter den Juden war der Gruß „Friede sei mit euch“ bekannt. In der griechisch sprechenden Welt war es unter den Heiden üblich, sich gegenseitig „Freude“ zu wünschen. Obwohl Paulus sich von Gott für die Heiden berufen wusste, sprach er in seinen Briefen mit dem zusammengesetzten Gruß sowohl Heiden-Christen als auch Juden-Christen an und bestätigt somit, dass die ganze Welt durch Jesus Christus Zugang zur Gnade und Versöhnung Gottes hat. Aus Freude (χαίρειν, chairain – sich freuen) wurde Gnade (χάρις, charis), was für das griechisch hörende Ohr vertraut klang. Gnade und Frieden ist der Segen, den er über den Empfängern des Briefes aussprach.
Mit der Reihenfolge der beiden Begriffe, sagte er gleichzeitig auch etwas Wichtiges aus. Er begann nicht mit Frieden. Stattdessen stellte er die Gnade an den Anfang. Wie in unserem Leben kommt die Gnade immer vor dem Frieden. Wenn Gott uns nicht gnädig und liebend entgegenkommt und uns unsere Schuld vergibt, ist es unmöglich, den Frieden zu verspüren, von dem Paulus schreibt. Der Friede ist die Antwort auf die erhaltene Gnade. Trotz der Umstände, die eine gefallene Welt mit sich bringt, trotz Leid und Chaos.
„Meinen Frieden gebe ich euch“, sagt Christus zu seinen Jüngern (Joh 14,27). Frieden im Gegensatz zu Streit, Ruhe und Sicherheit, statt Chaos. Auch wenn sich die Welt gegen die Jünger stellen wird – und das wird sie (Joh 15,20) – und sie die Folgen der Sünde ertragen müssen, werden sie eine Freiheit und Ruhe erleben, die direkt und nur aus dem Zustand ihrer Erlösung fließen kann. Unsere Seele sehnt sich nach Ruhe und Frieden statt Verwirrung und Schmerz. Doch es ist nur Gottes Friede, der Frieden mit ihm, der dies herbeiführen kann. Wenn wir nicht länger unter seinem Gericht stehen, wenn wir nicht länger vor ihm fliehen und unsere eigenen Wege gehen wollen. Dann schenkt er uns, was er verheißen hat.
Die Welt gibt uns Versprechen, die sie niemals halten kann. Ganz anders ist Gott. Wenn er uns als seinen Kindern Erfüllung verheißt und Frieden verspricht, so hält er diese Versprechen auch tatsächlich ein. Die Frage ist nun, wo wir das Versprechen einlösen wollen: bei der Welt oder bei Gott?
Gottes Frieden in unserem Alltag
In jeder Situation unseres Lebens dürfen wir getragen werden von Gottes unaufhörlicher Liebe und seiner Gnade uns gegenüber. Wenn uns das schwerfällt und unser Herz gequält ist, ruhen wir nicht in dem Frieden, den Gott uns verspricht und anbietet. Das Problem ist, dass es diesen Frieden nur bei Gott gibt. Wir finden ihn nirgendwo sonst. Doch genau das ist der Ort, an den wir nicht wollen, wenn wir unzufrieden mit seiner Führung in unserem Leben sind. Und wenn wir doch zu ihm kommen, dann häufig nur mit einer Liste von Dingen, die er tun soll. Oft ändert sich dann weder unsere Situation noch unser Herz, und der ersehnte Frieden ist noch immer nicht bei uns.
Es ist gut, dass du Gott sagst, was dein Herz bewegt, aber lass das nicht die ganze Kommunikation unter euch sein. Stattdessen nimm dir auch genügend Zeit zu danken. In welchen Bereichen kannst du Gott zudem um geistliches Wachstum bitten?
Nimm dir Zeit, darüber nachzudenken, was es bedeutet, Frieden mit Gott zu haben. Welches Versprechen macht dir Gott, und welche Auswirkungen hat das auf deine jetzige Situation?
Was wir brauchen
In Psalm 127,2 lesen wir:
Es ist umsonst, dass ihr früh aufsteht und spät aufbleibt und sauer erworbenes Brot esst; solches gibt er seinem Geliebten im Schlaf!
Diejenigen, die zu Gott gehören und auf ihn vertrauen, werden von ihm gesegnet werden. Was sie benötigen, erhalten sie im Schlaf. Nicht aus eigener Anstrengung, sondern aus der liebevollen Fürsorge ihres himmlischen Vaters. Er sorgt für uns. Für Verheiratete und Unverheiratete. Für Alte und Junge. Das ist kein Aufruf, passiv zu werden, sondern zu vertrauen. Hat Gott einen Partner für uns vorgesehen, wird er uns einen schenken und die Beziehung segnen. Vielleicht beinhaltet dies, dass wir etwas aktiver werden. Mit Sicherheit beinhaltet es aber, dass wir auf Gott vertrauen.
Wir können das ganze Bild noch nicht sehen, sondern nur einzelne Teile. Auch wenn wir meinen, manches von Gottes Handeln zu erkennen, so ist es uns dennoch nicht möglich, alles Wirken zu sehen. Gott ist allwissend und allmächtig. Er hat jedes Geschehen unter Kontrolle und wirkt alles zu dem einen großen Ziel hin.
dass in dem Namen Jesu sich beugen sollen aller derer Knie, die im Himmel und auf Erden und unter der Erde sind, und alle Zungen bekennen sollen, dass Jesus Christus der Herr ist, zur Ehre Gottes, des Vaters. (Philipper 2,10-11)
In diesem perfekten Plan, den er hat, ist auch unsere Erlösung. Er wird uns ans Ziel bringen, auch wenn das Schleifen und Läutern unseres Charakters sich unangenehm anfühlt. Doch es ist das Mittel, wie wir lernen loszulassen, ganz auf Gott zu vertrauen, selbstlos und aufopfernd unser ganzes Leben in den Dienst Gottes zu stellen.
Gottes Verheißung
Der auch seinen eigenen Sohn nicht verschont hat, sondern hat ihn für uns alle dahingegeben – wie sollte er uns mit ihm nicht alles schenken? (Römer 8,32)
Wenn Paulus davon spricht, dass uns Gott alles geben wird, so hat er dabei eine Ewigkeitsperspektive. Er meint nicht das Haus, den Mann, die Kinder, auch wenn er uns das schenken könnte. Wir wurden zu Erben gemacht. So wie der Heilige Geist als ein Unterpfand für dieses Erbe gilt und uns somit versichert, dass Gott seine Verheißung treu erfüllen wird, so können wir auch das Opfer von Jesus Christus als eine Sicherheit sehen, dass Gott hält, was er verspricht, denn schließlich hat er seinen eigenen Sohn dafür gegeben.
Weil wir wissen, welche Herrlichkeit Gott uns verspricht, können wir alle Umstände
in der jetzigen Zeit aus Gottes Händen nehmen. Wir müssen in diesem Leben nicht
jeden Wunsch erfüllt haben, sondern können versichert sein, dass das Zukünftige
noch besser sein wird als alles, was wir uns erträumen können. Wieder können wir uns die Worte von Paulus in Römer 8,18 in Erinnerung rufen:
Denn ich bin überzeugt, dass dieser Zeit Leiden nicht ins Gewicht fallen gegenüber der Herrlichkeit, die an uns offenbart werden soll.
Aus „Single und doch erfüllt“, Rigatio gGmbH
Bibelübersetzung: Martin Luther Bibel, rev. Version 20217