Was bedeutet es, eine Freundin zu sein?

Erst jetzt, wenn ich darüber nachdenke, worüber ich schreiben will, lerne ich, die wahre Bedeutung von Freund/in; einer, der liebt. Dann denke ich: «Wow, und Gott nennt Abraham seinen Freund! Also wusste Gott, dass Abraham Ihn liebte.» (Jesaja 41,8) Wie sieht es bei mir aus? Liebe ich Gott jederzeit? Könnte Gott über mich sagen «Emilia, meine Freundin?» Das hätte ich ja gern, danach sehnt sich mein Herzen, von Gott so genannt zu werden.

Schon damals als Kind wollte ich viele Freunde haben. Auch als Teenager wollte ich immer viele Menschen meine Freunde nennen können. So fühlte ich mich vertraut und geborgen. Sogar jetzt, als Erwachsene, ist meine Tendenz da, viele Freundschaften zu haben. Meine Erwartung? Es allen recht zu machen, damit alle mit mir glücklich sind. So, dachte ich, gewinne ich Freunde, so könnten wir uns gegenseitig ermutigen und ermahnen, wie es sich in einer wahren Freundschaft gehört. Aber Gott zeigte mir etwas anderes:

Manche sogenannte Freunde richten sich gegenseitig zu Grunde, doch ein wahrer Freund ist treuer als einen Bruder. Sprüche 18,24 (Neues Leben Übersetzung)

Unsere Geschwister, seien es leibliche oder Glaubensgeschwister, können wir nicht auswählen, aber unsere Freunde schon.

«Ein Freund liebt allezeit, und ein Bruder wird für die Not geboren.» Sprüche 17,17 (Luther 2017)

Unsere leiblichen und unsere Glaubensgeschwister können wir nicht auswählen, sie sind uns einfach gegeben – und zwar für die Not. Wenn wir eine bestimmte Hilfe benötigen, die unsere Freunde nicht geben können, wissen wir, dass wir sonst auch unsere Geschwister fragen können. Denn selbst wenn sie uns nicht jederzeit lieben, besteht zumindest die moralische Verpflichtung, dass man ja den Geschwistern helfen sollte. Klingt etwas berechnend, aber wenn wir den Bibelvers lesen, merken wir, dass dies tatsächlich so ist.

Wie erkannte ich den Unterschied?

Ich war neu in der Schweiz, und wollte unbedingt Freunde haben. Natürlich am besten aus der lokalen Kirchgemeinde. Mein Ansatz war, wie vorhin schon beschrieben, alles richtig zu machen und viel und offen von mir zu erzählen, damit die andere Person merken würde, dass ich daran interessiert bin, eine gute Freundschaft aufzubauen. Natürlich scheiterte ich. Meine Erwartungen waren kein bisschen erfüllt worden und mit meiner Ehrlichkeit, habe ich mein Gegenüber ständig vor der Kopf gestoßen oder sogar weggetrieben. Anstatt Freunde zu finden war ich leer, traurig und geriet sogar in Selbstmitleid.

Also, ich wusste noch nicht, wie man tatsächlich eine gute Freundin wird. Denn unsere Geschwister im Glauben sollen wir allezeit lieben, aber das heißt nicht, dass wir uns allezeit in jedem Bereich unseres Lebens, jedem Geschwistern völlig öffnen sollen. Nicht aus jeder geschwisterlichen Beziehung entsteht eine enge Freundschaft.

Was für eine Frustration. Ich erkannte den Unterschied zwischen Freundin und Geschwister zu sein nicht, obwohl ich Sprüche 17,17 schon in meinen jüngeren Jahren auswendig gelernt habe. Der Unterschied ist groß und ja, ich musste zuerst lernen, dass allein Jesus das beste Beispiel ist, um zu wissen, was es heißt, ein Freund zu sein und nicht «nur» ein Geschwister.

Bereit, das Leben zu geben? Für meine Kinder: ja, aber für meine Freunde…?

Natürlich hat Jesus schon gewusst, was es heißt, Freund zu sein und allezeit zu lieben. Er hat es uns bewiesen.

Gott aber beweist seine Liebe zu uns dadurch, dass Christus für uns gestorben ist, als wir noch Sünder waren. Römer 5,8 (Schlachter 2000)

Wir können uns unsere Freunde auswählen, sie kennenlernen, lernen miteinander das Leben zu teilen, lernen uns zu unterstützen und auch zu ermahnen. Wir lernen, häufig auch durch Missverständnisse, durch gebrochene Freundschaften, wie man es ein nächstes Mal besser machen kann und sich nicht gegenseitig zugrunde richtet. Wer selbst Mutter ist, hat selbst auch schon erfahren, dass die elterliche Liebe ein ganz besonderer Bund ist. In der Beziehung zum eigenen Kind erleben wir auf eine komplett neue Weise, was es bedeutet, allzeit zu lieben. Für meine Kinder würde ich alles tun. Doch es bleibt für mich eine Herausforderung, bereit zu sein, mein Leben für meine Freunde zu geben. So betrachtet, haben das Wort und die Tat ein viel größeres Gewicht.

Jesus sagt:

Nicht ihr habt mir erwählt, sondern ich habe euch erwählt und euch dazu bestimmt, dass ihr hingeht und Frucht bringt und eure Frucht bleibt, damit der Vater euch gibt, was auch immer ihr ihn bitten werdet in meinem Namen. Johannes 15,16 (Schlachter 2000)

Was für ein Vorrecht: Jesus hat uns als seine Freunde auserwählt und gab sein Leben für uns, um uns freizumachen. Darin hat er uns auch den besten Beweis gegeben, dass er uns allezeit liebt, bis zum Tod und auch danach.

Folglich bin ich nicht Gottes Freundin, weil ich es sein will, sondern weil er mich auserwählt hat. Weil er mich nicht mehr als Knecht (bzw. Magd oder Dienerin) bezeichnet, sondern als Freundin (Johannes 15,15). Er hat uns seine Liebe und seinen Plan offenbart, er hat uns den Glauben geschenkt, und somit uns zu seinen Freunden gemacht.

Nun, wie pflege ich die Freundschaft mit Gott? Das hat uns Jesus ebenfalls offenbart in Johannes 15,14:

«Ihr seid meine Freunde, wenn ihr alles tut, was immer ich euch gebiete.» (Schlachter 2000)

Damit bleibt eine Herausforderung bestehen.

Bleibe ich Gottes Freundin, auch wenn ich beim Ausüben seiner Gebote versage?


Lange Zeit, war mein Umgang mit der Aussage Jesu in Angst gegründet. Bei jedem Versagen dachte ich: «Ich bin nicht mehr Jesu Freundin, er wird mich verwerfen». Insgeheim dachte ich auch, Gott würde mir absichtlich solche Situationen schicken, in denen ich versagte, um mir zu zeigen, wie schlecht ich bin. Ein Versagen folgte dem anderen. Was ich aber komplett ignoriert habe (oder tendiere zu ignorieren) war, der Beweis, dass ja Jesus, obwohl er von meinem Versagen wusste und ich noch nicht die Kraft der Umkehr erlebt hatte, für mich gestorben ist (Römer 5,8).

Jedes Versagen bringt mir zurück zum Kreuz, wo Jesus seine Freundschaft zu mir bewiesen hat. Meinen Beweis braucht er nicht, er hat mich auserwählt. Mit meinem Versagen brauche ich nur das zu tun, was der Heilige Geist in mir wirkt: Erkennen, was ich getan habe, meine Schuld bekennen und Bereitschaft haben zur Umkehr zu meinem zu jeder Zeit liebenden Freund, Heiland und Herrn Jesus Christus.

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