„Du weißt gar nicht, was das in mir auslöst“, warf sie mir vor. „Schon in meiner Jugend war ich immer nicht mädchenhaft genug, nicht weiblich genug für die anderen, nur weil ich lieber mit den Jungs spielte und auf Bäume kletterte.“ Ihr Blick verriet mir, dass ich das Thema für sie völlig falsch angegangen war und der entstandene Schaden schien nicht mehr behebbar. Ich wollte sie nicht kränken und auf keinen Fall wollte ich ihr das Gefühl geben, dass mit ihr etwas nicht stimmte oder sie in Gottes Augen nicht wertvoll war. Was ich wollte, war lediglich die Schönheit der Frau hervorheben, wenn sie ihre Weiblichkeit annimmt und auslebt. Bedeutet das, dass kleine Mädchen nicht Fangen mit Jungs spielen dürfen? Nein. Aber dass sie von ihren Müttern oder anderen weiblichen Vorbildern gelehrt werden, was Femininität alles mit sich bringt. Das Ausleben der weiblichen Berufung, die unsere Worte, unsere Handlungen und unser Äußeres einschließen. Wir dürfen und sollen unsere Weiblichkeit ausleben im Vertrauen auf Gottes Plan und somit die Kraft und Schönheit darin entdecken.
Die Begebenheit mit meiner Bekannten hat mir allerdings auch vor Augen geführt, wie sensibel das Thema sein kann. Trotzdem weiß ich, aufgrund von Gottes Wort, dass es ein notwendiges Thema ist und wir es ansprechen sollen. Jedoch sollten wir das mit genügend Feingefühl und genügend Liebe unserer Schwester gegenüber tun.
Was ist feminin?
Kann man diese Frage heute überhaupt noch stellen, ohne dass man dabei jemandem auf die Füße tritt? Hat sich unsere Gesellschaft schon zu weit von der Wahrheit entfernt? Es geht nicht um das Gefühl der Femininität, sondern um den gelebten Auftrag und die Lebensart. Denn so wie wir gewisse Charaktereigenschaften übernehmen können (wir entscheiden uns, mit Gottes Hilfe zuvorkommend, gastfreundlich und respektvoll zu sein), so können wir auch feminine Eigenschaften hervorheben oder unterdrücken.
Wir leben unsere Bestimmung, wenn wir nicht ignorieren, wie Gott uns geschaffen hat. Femininität zu leben, geschieht auf verschiedenen Ebenen. Einige Bereiche möchten wir uns gemeinsam anschauen.
Unser Charakter
Viele setzen Weiblichkeit auch mit Schönheit gleich und das ist, wenn gleich auch kein vollständiges Bild, gar nicht so weit hergeholt. Schließlich zeigt die Schönheit Gottes Ordnung und reiht sich in die Schöpfung ein, die wunderbar und schön geschaffen wurde. Es geht hier also nicht um Beauty-Standards, und es muss uns bewusst sein, dass Schönheit nicht alles ist. Schönheit ohne Tugend wird nicht als etwas Erstrebenswertes angesehen. So können wir uns z. B. Delila kaum als Vorbild nehmen, die Simson hinterging und letztendlich für seinen Untergang verantwortlich war (siehe Ri 16).
Schönheit ist mehr
Eine schöne Frau ohne Zucht ist wie eine Sau mit einem goldenen Ring durch die Nase. Sprüche 11,22
Schönheit kann, wenn sie etwas vorgibt und verspricht, was sie nicht hält, als trügerisch wahrgenommen werden. Denn sie verspricht wahre Schönheit, doch diese ist lediglich äußerlich, statt von außen und von innen.
Lieblich und schön sein ist nichts; eine Frau, die den HERRN fürchtet, soll man loben. 31,30
Die Charaktereigenschaften, zu denen wir als Frauen berufen sind, sind helfender Natur. Das sehen wir bei der Erschaffung von Eva und ihrer Namensgebung. Sie wurde vom Mann genommen und ist ihm ein Gegenüber. Wo der Mann die Initiative ergreifen und führen soll, soll eine starke und weise Frau eine Unterstützung sein. Das ist kein Widerspruch zu ihrer sanften und fürsorglichen Art. Ihre Berufung, Leben zu fördern, zu hegen und pflegen, liegt ihr bereits im Namen (der Name Eva kann mit „Lebensgeberin“ oder „Gebärerin“ übersetzt werden). Es gibt Frauen, denen mag dies natürlicher liegen als anderen, aber das ist zweitrangig. Es ist in erster Linie eine Berufung, die wir leben sollen. Schließlich kann auch kein Christ von sich behaupten, dass ihm Gottesfurcht nicht liegt oder er sich nicht als Diener fühlt. Statt dies hinzunehmen, würde man ihm nahelegen, daran zu arbeiten.
Im ersten Petrusbrief ruft der Apostel dazu auf, die Prioritäten richtig zu setzen. Die damaligen Frauen waren vermutlich im übertriebenen Maße mit ihrem äußeren Erscheinungsbild beschäftigt, wozu unter anderem auch stundenlanges Flechten der Haare gehörte. Doch statt sich nur auf das Aussehen zu konzentrieren, erinnert Petrus daran, was Gott sich von den Frauen wünscht.
Desgleichen sollt ihr Frauen euch euren Männern unterordnen, damit auch die, die nicht an das Wort glauben, durch den Wandel ihrer Frauen ohne Worte gewonnen werden, wenn sie ansehen, wie ehrfürchtig und rein ihr lebt. Euer Schmuck soll nicht äußerlich sein – mit Haarflechten, goldenen Ketten oder prächtigen Kleidern –, sondern der verborgene Mensch des Herzens, unvergänglich, mit sanftem und stillem Geist: Das ist köstlich vor Gott. Denn so haben sich vorzeiten auch die heiligen Frauen geschmückt, die ihre Hoffnung auf Gott setzten und sich ihren Männern unterordneten, wie Sara Abraham gehorsam war und ihn Herr nannte; deren Töchter seid ihr geworden, wenn ihr das Gute tut und keinen Schrecken fürchtet. 1 Petrus 3,1-6 (LUT17)
Seine Aufforderung steht im Gegensatz zu einem unruhigen Geist, der etwa ständig nach Bestätigung sucht oder von Sorgen geplagt wird und nicht in Gott ruht. Es wirkt bedauernswert, wenn Frauen versuchen, sich ständig zu behaupten und in den Mittelpunkt zu stellen oder wenn sie glauben, sie müssen Männer schlechtreden, um selbst besser dazustehen.
Wir brauchen uns nicht zu verstecken und man darf uns in einem Raum ruhig wahrnehmen. Aber wir wollen nicht diese vorlaute, rechthaberische Person sein, die sich eigentlich immer noch verhält, als wäre sie ein verzogener Teenager.
Auch wollen wir nicht lästern und tratschen. Das sind keine „typisch weiblichen“ Eigenschaften, sondern typisch sündige, auch wenn viele Frauen in diese Sünde gefallen sind. Der stille Geist ruht aber in Gott und in seinem Frieden, hält seine Zunge im Zaum und nimmt Gottes Weisheit in sich auf. Das zeigt sich auch in unserem Umgang mit anderen Menschen. Wir sind freundlich und nett, nicht gehässig oder zickig. Schließlich würde das auch nicht zu der Frucht des Geistes passen, der in uns wohnt und uns als Helfer unterstützt.
Die Frucht aber des Geistes ist Liebe, Freude, Friede, Geduld, Freundlichkeit, Güte, Treue, Sanftmut, Keuschheit; gegen all dies steht kein Gesetz. Galater 5,22-23 (LUT17)
Unser Äußeres
Nun wird es etwas komplizierter, da sich Weiblichkeitsnormen über die Jahre hinweg sehr verändert haben und es wohl auch weiterhin werden. Auch sollen wir Femininität nicht mit Sex-Appeal und Freizügigkeit gleichsetzen. Das wäre weit gefehlt. Femininität unterstreicht die natürliche Schönheit weder im Versuch, das andere Geschlecht zu verführen, noch die eigene Weiblichkeit zu ignorieren, sondern sie freudig anzunehmen. Schließlich sind wir wundervoll geschaffen von Gott.
Wir können nicht von Schönheit reden, ohne Bescheidenheit anzusprechen. Obwohl wir uns als Frauen nicht verstecken müssen, sollte uns doch bewusst sein, dass unser Kleidungsstil nicht nur etwas über unsere Beziehung zu Gott aussagt, sondern auch sündig sein kann, wenn wir uns aufreizend und freizügig kleiden. Da wir uns aber auch nicht wie vor 100 Jahren kleiden müssen, stellt sich die Frage, was für eine gläubige Frau angemessen ist und wie sie Bescheidenheit leben kann.
Wenn wir zur Schöpfungsgeschichte zurückgehen, sehen wir, dass Kleidung zu Beginn der Menschheit noch nicht nötig war. Adam und Eva waren gemeinsam im Garten, sie waren nackt und es gab für sie keinen Grund, sich zu schämen oder etwas an der Situation zu ändern. Aber dann veränderte sich alles. Ihre Beziehung zu Gott und ihre Beziehung zueinander wurde durch ihren Ungehorsam zerrissen. Ihre erste Handlung war, dass sie sich mit Feigenblättern bedeckten. Sie schämten sich und suchten nach Kleidung, die fortan notwendig sein würde. Allerdings war ihre Umsetzung noch ungenügend. Als Gott eingriff, machte er ihnen „Leibröcke aus Fell“. Kent Keller schreibt: „Man kann davon ausgehen, dass das, was Gott gemacht hat, viel mehr Haut bedeckt hat als das, was Adam und Eva gemacht haben. Seine Kleidungsstücke bedeckten ihre Nacktheit und damit ihre Scham. … Der ursprüngliche Zweck der Kleidung entstand, weil die Menschen nicht mehr unschuldig, sondern von Sünde erfüllt waren. Selbst Gläubige, die aus der Sklaverei der Sünde gerettet wurden, erleben noch die Verfüh rung der Sünde. Daher bilden Unschicklichkeit und sündige Menschen eine explosive Kombination. In dieser Mischung explodiert die Sünde in verschiedenen Graden der Zerstörung. Gott hat in seiner vollkommenen Weisheit Kleidung vorgesehen, um die zerstörerische Natur der Sünde zu verhindern.“1
Da wir diese Wahrheit kennen und glauben, sollen wir auch dementsprechend leben, und unser Äußeres soll eine Widerspieglung dieser Wahrheit sein. Das tun wir, indem wir die Schönheit und unsere Weiblichkeit annehmen, wie Gott es vorgesehen hat, und andere nicht durch unser unbedachtes und sündiges Verhalten zu Fall bringen. Die Tatsache, dass auch unser Gegenüber eine Verantwortung trägt, entbindet uns nicht davon. Das erfordert durchaus Weisheit von uns.
Unsere Handlungen
Weiblichkeit in unseren Handlungen kann Verschiedenes bedeuten. Wir entdecken unter anderem unsere Häuslichkeit. Susan Hunt definiert Häuslichkeit folgendermaßen: „Häuslichkeit bedeutet Hingabe an das häusliche Leben. Sie bezieht sich auf die Familie oder den Haushalt. Die stärkste und definitivste Aussage zur Häuslichkeit stammt von Jesus: ‚Euer Herz werde nicht bestürzt. Ihr glaubt an Gott, glaubt auch an mich! Im Hause meines Vaters sind viele Wohnungen. Wenn es nicht so wäre, würde ich euch gesagt haben: Ich gehe hin, euch eine Stätte zu bereiten?‘ (Joh 14,1-2)“.2 Nur weil unsere Gesellschaft Häuslichkeit nicht wertschätzt, bedeutet das nicht, dass sie von Gott nicht als wertvoll erachtet wird. Er ruft die Frauen zur Weisheit auf, dass sie fähig sind, sich liebevoll um sich selbst und um ihr Haus zu kümmern.
Auch unsere Unterordnung gehört zu unserer Femininität. Verheiratete Frauen sollen sich ihren Männern unterordnen, aber das ist nicht die einzige Art der Unterordnung. Kinder sollen sich ihren Eltern unterordnen. Gemeindeglieder sollen sich der Gemeindeleitung unterordnen. Gelingt uns das oder gelingt es uns nur, wenn wir einer Meinung sind?
Unterordnung bedeutet, dass wir die Führung von jemandem akzeptieren. Oft können wir unsere eigene Meinung dazu äußern, aber die Entscheidung sollen wir im Vertrauen auf Gottes souveräne Führung der Leitung überlassen.
Als Grundsatz gilt jedoch immer, was wir auch in der Apostelgeschichte lesen:
Petrus aber und die Apostel antworteten und sprachen: Man muss Gott mehr gehorchen als den Menschen. Apostelgeschichte 5,29 (LUT17)
Die Entscheidung zu akzeptieren bedeutet, dass wir nicht nörgeln oder verärgert sind, weil unser Wille nicht durchgesetzt wurde. Wir sorgen nicht für schlechte Laune, sondern sind eine Unterstützung.
Auf dem Weg zur Erfüllung
Wirf einen ehrlichen Blick in den Spiegel. Wie kleidest du dich? Es wäre schade, wenn man zweimal hinsehen müsste, um zu erkennen, ob du ein Mann oder eine Frau bist. Fatal wäre es, wenn Männer den Blick senken müssen, wenn du ihnen entgegenkommst, damit sie nicht in Versuchung gebracht werden. Beides spiegelt nicht Gottes Bild von Schönheit und seiner Berufung zur Femininität für dich wider.
Es ist wichtig, dass wir zu uns selbst stehen und das auch zeigen, indem wir auf unser Äußeres achten und die Schönheit pflegen, die Gott in jeden von uns gelegt hat. Das bedeutet nicht, dass du erst dann eine „richtige“ Frau bist, wenn du Lippenstift aufgetragen hast und du in deinem Schrank nur noch Kleider in Pastelltönen oder mit Blümchenmuster findest. Du bist eine Frau, weil du von Gott als Frau geschaffen wurdest, nicht aufgrund deines Verhaltens oder deiner Vorlieben. Doch du kannst dich über Gottes guten Schöpfungsplan freuen und deine Berufung ausleben.
Auszug aus dem Buch „Single und doch erfüllt“ von Silvia Wambululu, Rigatio Stiftung gGmbH
1 Martha Peace, Kent Keller, Modesty. More than a Change of Cloths, 2015, P&R Publishing, S. 37-38
2 Susan Hunt, The True Woman, The Beauty and Strength of a Godly Woman, 2019, Crossway, S. 188