Ja, ich bin Single. Nein, Mitleid ist nicht nötig.
Wenn du langsam die biologische Uhr immer lauter ticken hörst. Wenn deine Verwandten längst nicht mehr danach fragen, ob du denn nun endlich einen Partner gefunden hast, sondern dich nur noch verlegen und mitleidig anlächeln, sobald an Familienfeiern das Thema Kinder oder Ehe aufkommt. Wenn der nächste Urlaub vor der Tür steht und deine Freunde alle bereits Pläne zu zweit haben. Wenn sogar McDonalds dich zu verspotten scheint mit seinen Angeboten für zwei und du romantische Komödien längst als realitätsfremde Märchen entlarvt hast. Wenn all dies geschieht, keine Panik! Nicht verzagen – Paulus fragen! Du hast es geahnt, spätestens jetzt wird es Zeit für den 1. Brief an die Korinther.
In Kapitel 7 schreibt Paulus nämlich, er wünschte, jeder wäre wie er. Sprich: Single. Und fährt dann in den Versen 32 bis 35 fort:
Ich möchte aber, dass ihr ohne Sorge seid. Der Unverheiratete kümmert sich um die Dinge des Herrn, er sorgt sich, wie er dem Herrn gefalle. Der Verheiratete aber kümmert sich um die Dinge der Welt, er sorgt sich, wie er seiner Frau gefalle, und so ist er gespalten. Und die unverheiratete Frau, ob alt oder jung, kümmert sich um die Dinge des Herrn, um heilig zu sein an Körper und Geist. Die verheiratete Frau aber kümmert sich um die Dinge der Welt, sie sorgt sich, wie sie ihrem Mann gefalle. Das sage ich aber zu eurem Besten, nicht um euch eine Schlinge überzuwerfen, sondern damit ihr in Anstand und Würde lebt und euch an den Herrn haltet, ohne euch ablenken zu lassen.
Ich hatte einen Plan – und wie ich gerne hinzufügte: Es war ein guter Plan. Wie könnte da Gott etwas dagegen haben? Seit der Oberstufe war für mich klar, ich möchte Hausfrau und Mutter sein. Eine große Familie haben, einen liebevollen Mann und mindestens vier Kinder, die im Garten spielen, während ich in der Küche meine Rezepte zum Besten gebe.
Kinderlachen, welches das Haus erfüllt, Tränen, die mit einem Kuss getrocknet werden und Heftpflaster mit Bärchen und Feuerwehrautos. Ich sehnte mich nach kleinen Kinderfüßchen, die die ersten Schritte im Wohnzimmer wagen und krakeligen Kinderzeichnungen, die den Kühlschrank zierten. Zugegeben, meine Vorstellungen waren leicht romantisiert und wohl nicht immer ganz realitätsnah, aber es war ja auch ein Traum. Wann immer ich meinen früheren Wunsch heute mit jemandem teile, ist die Reaktion Mitleid, häufig gefolgt von einer peinlich angerührten Stille, die durch gut gemeinte Worte wie: „Du weißt es ja nicht, das könnte immer noch geschehen“, durchbrochen wird. Aber das ist nicht der Punkt. Ich weiß, dass für Gott alles möglich ist, aber jetzt in diesem Moment, habe ich keine Kinder und keine Beziehung. Wie gehe ich also heute und in den nächsten Tagen, Monaten oder Jahren damit um? Wie gehe ich damit um, wenn ich den Traum vom Kinderkriegen ganz begraben muss?
Oft denke ich da an die Stelle vom „Vater unser“, in der wir beten: „Dein Wille geschehe“ und ich frage mich dann, wie ernst ich das wirklich meine. Es heißt nicht „Dein Wille, PS: Wenn er denn mit dem meinen übereinstimmt, schließlich meinst Du es ja gut mit mir“ oder „Dein Wille überall (außer dort, wo ich bereits selbst eigene Pläne gemacht habe)“. Nein, wir beten um Gottes Willen und sagen damit gleichzeitig aus, dass wir uns Gottes Plänen unterordnen. Wo darf denn nun Gott überall in meinem Leben mitmischen? Wie weit darf mein Herr über mich verfügen? Schließlich habe ich Jesus mein Leben gegeben.
Drei, zwei, eins – Meins Deins!
Ich möchte dir eine kurze Geschichte aus meiner Kindheit erzählen. Meine Schwester besaß als Kind einen weißen Stoffhund. Er war ganz niedlich, hatte den Kopf immer leicht seitlich gekippt und seine langen flauschigen Ohren hingen schlaff an ihm hinunter. Der Hund gehörte einfach zu ihr, und es war offensichtlich, wie sehr sie an ihm hing. Trotzdem kam es vor, dass sie den Hund weiter verschenkte. In ihrer kindlichen Überschwänglichkeit wollte sie ihre Freude an dem Plüschtier mit jemandem teilen, sie tauschte ihn ein, gegen etwas das sie gerade lieber wollte oder verlor ihn mal bei einer Wette. Doch obschon sie eigentlich wusste, dass der Hund nach solchen Aktionen nicht mehr ihr gehörte, schlich sich nach einigen Tagen (teilweise waren es wahrscheinlich sogar nur einigen Stunden) wieder die alte Gewohnheit ein. Der Hund fand sich plötzlich wieder unter ihrem Arm oder auf ihrem Schoß – es war ja schließlich ihrer!
Allzu oft beschleicht mich der Verdacht, dass ich mit meinem Leben ähnlich umgehe, wie meine Schwester damals mit ihrem Plüschhund. Zwar war ich mir meiner Tat natürlich bewusster als sie es als kleines Kind war, und ich gab mein Leben nicht aus einer Laune heraus aus meiner Hand. Ich tat es willentlich und bewusst. Ich sagte meinem Gott, dass es nun ihm gehöre, dass ich meinen Willen unter seinen stellen will und nahm Jesus Christus als meinen Herrn an. Aber trotzdem ertappe ich mich immer wieder dabei, wie ich mich oft so verhalte, als wäre es doch noch meins. Als würde es immer noch um meine Pläne und Wünsche gehen. Um mein Reich, das ich bauen will.
Und wenn ich meinen Willen nicht bekomme, was dann? Oft sind wir wie kleine Kinder, die einfach nicht wahrhaben wollen, dass wir nun einmal nicht bekommen, was wir uns doch so sehr gewünscht haben. Doch sich an Träumen und selbstgebauten Luftschlössern festzubeißen, hilft nicht weiter. Denn wir vergessen dabei, dass wir Gott eben gerade auch in diesen Situationen dienen und ehren können und sollen. Was für ein Licht können wir sein für andere. Was für ein Zeugnis ablegen, durch die Einstellung in unserem Leben. Schließlich geht es um die Verherrlichung von Gott.
Paulus sagt, schaut auf das, was ihr habt. Ihr habt Zeit, welche ihr ganz Gott zur Verfügung stellen könnt. Ihr könnt ganz ohne Ablenkung an Gottes Reich bauen und müsst nicht darum besorgt sein, es eurem Partner recht zu machen. Darum wäre es wohl am besten, wenn wir die jetzige Situation einfach akzeptieren würden. Das heißt nicht, dass wir uns damit abfinden müssen, dass alles für immer so bleiben muss, sondern lediglich, dass wir unseren Frieden damit machen, dass es momentan so ist. Dann können wir einen neuen Blick für unser Leben erhalten und Situationen nicht mehr nach unseren alten Maßstäben bemessen, wie sie uns am besten dienen können, sondern danach, wie wir Gott in dieser Situation am besten dienen können. Wir können die geschenkte Zeit, die wir von Gott erhalten, auskosten und ihm mit ganzen Herzen dienen. Gott mein Leben zu geben bedeutet eben auch, ihm meine Zukunftspläne anzuvertrauen. Aber keine Sorge – Er weiß, was er tut.
Ein weiterer wichtiger Punkt als Single ist, zu erkennen, dass Gott nicht einfach vergessen hat, uns einen Partner zu geben, und er auch keinen Fehler gemacht oder sich verrechnet hat. Sondern Gott hat die Situation bewusst zugelassen, in der wir uns befinden. Es ist also nicht einfach seiner Aufmerksamkeit entgangen.
Können wir noch etwas lernen an dem Ort, wo wir jetzt stehen, wachsen als Christen? Genügt uns Gott überhaupt? Vielleicht wird dir Gott noch einen Partner schenken. Aber gehen wir mal davon aus, dass er in seiner Souveränität entscheidet, dass das nicht der Weg ist, den er für dich vorgesehen hat. Wäre das eine kleine bis mittlere Katastrophe für dich? Ab und zu müssen wir uns fragen, an welcher Stelle Gott in unserem Leben steht und ob er wirklich unsere Priorität ist. Damit will ich nicht sagen, dass Ehelosigkeit ein Zeichen von fehlender Reife ist, denn das findet sich sowohl bei Singles wie auch bei Paaren. Aber vielleicht sollst du dich momentan auf etwas anderes konzertieren, vielleicht auf dein eigenes Wachstum, deine Beziehung zu Gott, vielleicht eine Aufgabe in der Gemeinde, in der Familie oder sonst wo. Was auch immer der Grund sein mag, Gott kennt ihn. Vertraue ihm genug, um auch das von ihm anzunehmen. Denn wir wissen, unser Gott ist gut – jederzeit.
Und wenn es Sein Wille ist?
Wenn Paulus schreibt, dass er glaubt, dass für all jene, die Gott lieben, alle Dinge zum Besten dienen, meint er das durchaus ernst (Römer 8,28). Wenn ich Gott liebe, erkenne ich ihn als meinen Gott an, stelle ihn über mich. Jesus sagt, dass wer ihn liebt, seine Gebote hält (Johannes 14,15). Ich gehorche also Gott. Ich diene ihm mit meinem Leben und frage nach seinem Willen, will ihn suchen. Brechen schwere Zeiten an, klammere ich mich genauso an ihn, wie in guten Zeiten, denn meine Freude schöpfe ich aus Gott und nicht aus meinen äußeren Umständen. Ich weiß, ich bin nicht allein, sondern Kind meines himmlischen Vaters, geliebt und getragen und mir wurde in Christus vergeben. Darum bin ich fröhlich in der Hoffnung, geduldig im Gebet und standhaft in Trübsal (Römer 12,12). Ich strecke mich aus, nach dem, was vor mir liegt, und jage auf das Ziel zu (Philipper 3,13-14). Das sind keine leeren Worte, sondern Gottes Versprechen! Glaube ich das? Lebe ich danach? Denn obschon wir das alles wissen, scheint es unser Herz nur allzu schnell wieder zu vergessen. Darum lesen wir immer wieder in Gottes Wort, gehen in Kirche, treffen uns in Gebetsgruppen und Bibellesekreisen, damit wir uns gegenseitig ermutigen und stärken, uns erinnern, dass in Christus unsere Kraft, Freude und Hoffnung liegt. Dass er unser Vorbild ist, in allen Lebenssituationen und es weniger um Selbstverwirklichung als mehr um die Verwirklichung von Gottes Plänen geht.
Ich will nicht traurig darüber sein, dass sich meine Pläne nicht erfüllt haben und ich keine Mutter bin. Ich will auch nicht traurig darüber sein, dass ich nicht in einer Beziehung bin. Ich möchte mich viel lieber auf die Zukunft freuen, darauf, dass sich Gottes Plan erfüllt. Denn ich weiß, die Wünsche, die ich hatte, könnten mich nicht erfüllen, auch wenn ich mich noch so sehr anstrengen würde. Gott hat mir versprochen, dass er das übernimmt, und ich will ihm das glauben. Ich bin geschaffen, ihn zu verherrlichen, für ihn zu leben und mich an ihm zu erfreuen und in meiner Bestimmung wird er mich erfüllen (Epheser 1,5-6; Philipper 4,4). Wie viel einfacher das Leben wird, wenn ich nicht mehr das Gefühl habe, dass ich meinem Glück nachjagen muss, es ständig hinter der nächsten Ecke, hinter dem nächsten Wunsch verschwindet. Partner, Kinder, Haus, Arbeitsstelle, Auto, Freunde, Ferien. Das können alles gute Dinge sein, mit denen uns Gott segnet. Und dazu gehört bestimmt auch die Ehe, die ein wunderbares Geschenk von Gott an uns Menschen ist. Aber sollten wir dabei nicht dem Irrtum verfallen, das Geschenk höher zu schätzen als den Geschenkgeber.
Weder die Gesellschaft noch die Menschen, die es gut mit uns meinen oder unsere eigenen Herzen dürfen uns einreden, dass keinen Partner zu haben falsch ist. Weder ist die Ehe besser als die Ehelosigkeit, noch umgekehrt. In beidem können wir Gott dienen. Das Entscheidende ist nur, dass wir es auch tun. Wem es gegeben ist, verheiratet zu sein, dem gönne ich es vom Herzen und freue mich für ihn. Wem es nicht gegeben ist, dem möchte ich die Worte von Paulus in Erinnerung rufen, die besagen, dass nämlich diejenigen, die ohne Ehe sind, ihre ungeteilte Aufmerksamkeit auf das Reich Gottes legen können.
Keinen Partner zu haben bedeutet nicht, dass dir etwas fehlt und du nicht komplett bist. Es bedeutet, du hast mehr Zeit, die du in der Gemeinde, mit der Evangelisation, im Studium von Gottes Wort, im Gebet, in der Kinderarbeit, Frauenarbeit oder Männerarbeit, in der Vorbereitung von Hauskreisen, in der Organisation von Events, in der Missionsarbeit, in der finanziellen Unterstützung von Missionaren oder in Besuchsdienste investieren kannst.
Sei ein Segen und lass deine Werke mit deiner Einstellung eine Leuchtreklame sein, die auf den Vater im Himmel zeigt (Matthäus 5,16). Denn wo auch immer du gerade stehst in deinem Leben, mag sein, dass du einen Plan hattest, mag sein, dass du dachtest, er wäre gut, aber sei dir gewiss, Gottes Plan ist besser als deiner. Darum geh und diene ihm, voll Freude, Dankbarkeit und Begeisterung. Lassen wir unsere Wünsche und Ziele neu überschreiben von Gottes Plänen. Und vertrauen wir auf ihn. Der Herr versorgt!
Trachtet zuerst nach dem Reich Gottes und nach seiner Gerechtigkeit, so wird euch das alles zufallen. Matthäus 6,33
Bibelübersetzung: Lutherbibel, revidiert 2017, © 2016 Deutsche Bibelgesellschaft, Stuttgart
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