Nicola Vollkommer ist Podcasterin, gefragte Referentin und Autorin von 25 Büchern – darunter Kinderbücher, Romane, Andachts- und Sachbücher sowie Kurse. Ihre Werke zeichnen sich durch Ermutigung sowie ihr Vertrauen und klare Ausrichtung auf Gott aus. Vor kurzem erschien ihre neue Buchreihe beim SCM Hänssler Verlag, die das Leben von vier Frauen aus dem Alten Testament in den Mittelpunkt stellt. Die Geschichten von Rahel, Rut, Lea und Rahab bieten einen ehrlichen Blick auf unerfüllte Sehnsüchte, mutige Entscheidungen und den Gott, der Hoffnung schenkt, selbst in den schwierigsten Lebensumständen.
Die Veröffentlichung dieser Reihe ist für uns der perfekte Anlass, um mit der Autorin ins Gespräch zu kommen. In diesem Interview erfahren wir mehr über die Entstehung ihrer neuen Werke, die Inspirationen dahinter und die Themen, die sie in ihren Büchern behandelt.
Liebe Nicola, du bist als Podcasterin bei Rigatio mit täglichen Andachten aktiv, reist als Referentin durch den deutschsprachigen Raum, bist in der Frauenarbeit deiner Gemeinde engagiert und schreibst nebenbei noch mehrere Bücher im Jahr. Wie schaffst du es, all diese verschiedenen Projekte unter einen Hut zu bringen?
Liebe Silvia, ich schaffe es nicht immer sehr gut, fühle mich sehr auf die Gnade Gottes angewiesen! Auf der anderen Seite habe ich Freiräume in meinem Leben, seitdem die Kinder aus dem Haus sind und ich mit meinem Beruf als Lehrerin aufgehört habe. Mir liegen Frauen sehr auf dem Herzen (wie auch dir – das finde ich super!), v.a., dass wir „Frauen des Wortes“ werden, Halt und Beständigkeit in unserem Leben als Christen finden, auch durch alle Rückschläge des Lebens hindurch, und in unseren Gemeinden treue und segensreiche Mitarbeiterinnen werden können!
Du ermutigst eine Vielzahl von Frauen durch deine Bücher oder Referate, wo findest du selbst Ermutigung und Stärkung, um dranzubleiben?
In der eigenen Gemeinde finde ich viel Kraft – da bin ich ein ganz normales Mitglied und fühle mich wie in einer Großfamilie. Und natürlich meine eigene Familie, Zeit mit den Enkelkindern, meine eigene Zeit mit Gott und seinem Wort. Geistlicher Dienst ist manchmal anstrengend und das ist in Ordnung so, er aber darf uns nicht vereinnahmen und er darf nie wichtiger sein als die Beziehung zu Gott und zu den Geschwistern!
Wie hat Gott deinen Weg zu deiner Berufung geführt? Hat sich diese in den letzten Jahren verändert?
Ich weiß es nicht so richtig … meine Berufung ergab sich irgendwie, ohne dass ich viel danach gesucht habe. Als meine Kinder klein waren, war ich viel in der Kinderarbeit in der Gemeinde tätig, habe Theaterstücke und Musicals geschrieben, damit wir die Gema-Gebühren für musikalische Auftritte nicht bezahlen mussten – wir hatten wenig Geld! Ich habe auch geistliche Vorträge und Referate gehalten. Aus dem allen heraus schrieb ich ein Kinderbuch, „Eddie, bei mir bist zu geborgen“, und das war der Startschuss für weitere Bücher, Artikel für Zeitschriften usw.
Wie durftest du erleben, dass Gottes Erwählung dem Leben Bedeutung gibt?
Ich glaube, es ist für uns alle – egal welche Begabungen, Aufgaben, Stellungen wir im Leben haben – eine wunderbare Sache zu wissen, dass Gott uns erwählt hat und uns zu seiner Ehre und zum Bau seines Reiches gebrauchen möchte. Welch ein Privileg! Keine «Erwählung» ist wichtiger oder bedeutsamer als eine andere. Ob Torten für die Senioren zu backen, Kinderkirche zu leiten, Musik zu machen, zu referieren, zu schreiben, zu kochen, Büroarbeit, Professor, Arzt …. Alles, was im Auftrag des Herrn gemacht wird, wird von ihm gebraucht, um Menschen zu segnen und für das Evangelium zu gewinnen!
Nun ist vor Kurzem beim SCM Hänssler Verlag eine neue Buchreihe von dir erschienen, in der du uns mit hineinnimmst in das Leben von Rahel, Rut, Lea und Rahab. Was hat dich zum Studium dieser Frauen und zum Schreiben dieser Bücher bewogen? Hast du einen Wunsch für die Leserschaft?
Diese vier Frauen haben mich immer fasziniert und ihre Geschichten haben mich bewegt. Wahrscheinlich, weil jeder von ihnen ein massives Päckchen Leid zugemutet wurde. Jede dieser Geschichten fängt mit einem gebrochenen Herzen an. Aber durch alles hindurch hält Gott seine Hand über ihrem Leben, und alle vier spielen eine wichtige Rolle in seiner Heilsgeschichte. Sie gehören zum Stamm Juda, sind Vorfahrerinnen des Christus, drei von ihnen erscheinen im Stammbaum des Herrn im Matthäusevangelium! Mein Wunsch für die Leserschaft? Dass diese Geschichten zeigen, wie praktisch und lebensnah das Wort Gottes ist, gerade in schweren Situationen und Zeiten der Einsamkeit und des Verlustes!
Wer sich mit den Aussagen Gottes beschäftigt, fängt an, die Stimme Gottes auch in seinem persönlichen Leben zu hören, er findet Zugang zu Gottes Wirken.
Rahab – Wie Gottes Liebe dem Leben Bedeutung gibt
Du hast dich dazu entschieden, über die Frauen treu gemäß den biblischen Erzählungen zu schreiben und der Geschichte aber (klar gekennzeichnet) Gespräche und Gedanken hinzuzufügen, so wie du sie dir vorstellen könntest. Was hat dich dazu bewogen und wie, glaubst du, kann die Leserschaft davon profitieren?
Die fiktiven Gespräche und Gedanken dienen hoffentlich dazu, den Text etwas aufzulockern und Leser/Innen, die die Bibel nicht so gut kennen, einen Zugang zu den Geschichten zu erleichtern, und hier und da Lücken zu füllen dort, wo die Bibel sehr knapp und nüchtern in ihrer Beschreibung ist.
Welche der vier Frauen hat dich persönlich am meisten herausgefordert und weshalb?
Eigentlich alle vier gleichermaßen, aber wenn ich mir eine aussuchen müsste, würde ich Lea nehmen. Vor allem der Anfang ihrer Geschichte – „Als der Herr sah, dass Lea zurückgesetzt war …“ Die erste Reihe der Söhne Leas und Jakobs beginnt mit Gottes Mitgefühl für eine abgelehnte Frau! Und aus dieser Reihe stammt Juda, aus Judas Stamm letztlich der Herr Jesus!
Was hast du persönlich von Noomi als Vorbild gelernt und wie können wir als Frauen von ihr lernen?
An Noomi finde ich toll, dass sie ehrlich und aufrichtig zu ihrem Schmerz und ihrer Verzweiflung steht („nennt mich nicht mehr Noomi, sondern Mara“), aber gleichzeitig an das Wohl ihrer Schwiegertöchter denkt. Ihre Trauer ist keine ich-bezogene Trauer. Sie drängt die jungen Frauen, zurück zu ihrem Volk zu gehen, später denkt sie aktiv über Ruts Zukunft nach. Ihr Gottvertrauen muss eine Wirkung auf die beiden Moabiterinnen gehabt haben – schon im Vorfeld – da sie sehr an ihr hingen!
Im Buch Rut schreibst du über die biblische Teamarbeit:
„Diese Teamarbeit sieht so aus: Wenn ich das habe, was dir gerade fehlt, dann bekommst du es von mir. Ich gebe ein Stück von mir selbst auf, oder wenn es ernst wird, gebe ich mich ganz auf, um für dich das zu sein, was du gerade brauchst. Meine gesunden Beine stehen dir zur Verfügung, wenn deine dich nicht mehr tragen können. Meine Stimme, wenn deine zu schwach ist, um dich zu wehren. Meine Hände, wenn deine durch Krankheit gelähmt sind. Mein Geld, wenn dein Geld ausgegangen ist. Denn ich gehöre nicht mehr mir selbst. Ich gehöre zuerst meinem Herrn, und weil ich ihm gehöre, gehöre ich auch meinen Mitmenschen.„
Wie können wir dieses Verständnis unter uns Christen mehr stärken?
Dass wir selbst versuchen, es vorbildlich in die Tat umzusetzen! Zum Beispiel andere groß machen, nicht mich selbst. Andere erzählen lassen, andere in den Mittelpunkt stellen, keine geheime Agenda „was habe ich davon?“ oder so. Nicht beleidigt sein, wenn meine Wünsche und Vorstellungen nicht erfüllt werden, oder wenn jemand anderes Lob bekommt, und ich hätte gerne Lob gehabt! Nicht leicht gekränkt sein über Kleinigkeiten …. An solchen Schnittstellen können wir lernen – es geht um Jesus und die anderen, und nicht primär um mich!
Viele von uns kennen es vielleicht auch, dass sie von Was-wäre-wenn-Fragen geplagt werden.
„Hätte ich doch den anderen heiraten sollen? Oder lieber Single bleiben? Auf den warnenden Rat meiner Eltern hören sollen? Woanders studieren, den anderen Beruf ergreifen, in die andere Stadt ziehen, in die Mission gehen?“
Was ist dein Rat für Menschen, die gerade von solchen Fragen bedrückt werden?
Sie bringen nichts. Es ist, wie es ist. Gerade in diesen Geschichten finden wir Gott nie ratlos, kopfschüttelnd, „wenn du nur ….“. Sondern immer nach vorn denkend – „wo gehen wir jetzt damit hin“. Nicht „was hätte sein können/sollen?“, sondern „was wird jetzt?“ Treu und gehorsam sein in den Umständen, in denen ich mich befinde, und er wird mich segnen und zum Segen machen!
Du schreibst im Buch Lea:
Wenn wir Gott allerdings in unserer Not ernsthaft suchen – wozu er uns nachdrücklich auffordert –, dann schenkt er uns etwas, was besser ist als gute Gefühle: Er schenkt uns sich selbst. Er stärkt unsere Überzeugungen. Fakten werden wichtiger als Wahrnehmungen.
Durftest du das selbst auch schon erleben?
Das erlebe ich die ganze Zeit. Ich bin ein sehr emotionaler Mensch, lasse mich zu leicht von meinen Gefühlen leiten. Immer wieder muss ich mich selbst daran erinnern – „nicht, was du fühlst, ist gerade wichtig, sondern das, was Gottes Wort sagt, das, was du über ihn und seine Vertrauenswürdigkeit weißt!“
Deine Bücher laden zur Begegnung ein. Wie gelingt dir dieser Brückenschlag zwischen biblischer Tiefe und persönlichem Erleben?
Dadurch, dass wir in diesen Geschichten ein Stück erfahren, wie Gott denkt und «tickt». In allen vier Frauengeschichten (auch in weiteren, wie der Geschichte von Hagar in 1. Mose 16) erleben wir einen Gott, für den nichts unmöglich ist, keine noch so wirre Situation zu kompliziert. Das macht Mut für das eigene Leben. Eine weitere Sache: Er erfüllt nicht immer alle Wünsche und löst nicht alle unmittelbaren Probleme (z.B. Leas Einsamkeit und Schmerz in der unglücklichen Ehe mit Jakob). Aber er ändert die Menschen, die um seine Hilfe bitten. Also … keine Panik, wenn er deine Gebete nicht zu erhören scheint – vielleicht will er etwas Besseres als das: Dich verändern, dich näher an sein Herz ziehen!
Gibt es eine zentrale Botschaft, die alle vier Bücher verbindet?
Er ist nahe denen, die ein gebrochenes Herz haben (Psalm 34,19)

Herzlichen Dank, liebe Nicola, für deine Zeit und die gewährten Einblicke. Für deine Zukunft und die verschiedenen Dienste wünschen wir dir auch weiterhin Gottes reichen Segen und seine Führung.
Interview von Silvia Wambululu
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